Jürgen Bock
Maison Tropicale
Das „Maison Tropicale“ der portugiesischen Künstlerin Ângela Ferreiras bezieht sich auf Phänomene der Kolonialgeschichte und ihren zeitgenössischen, post- und neokolonialen Nachwehen.
Von der Utopie Prouvés …
Die territoriale Neuordnung durch die Kolonialmächte nach dem Zweiten Weltkrieg in Afrika erlaubten dem französischen Konstrukteur und Designer Jean Prouvé im Rahmen einer Ausschreibung des französischen Überseeministerium die Bewerbung seines modernistisch utopischen Projekts der Massenherstellung von ästhetisch ansprechenden Wohnbauten. Ein Großteil der Bevölkerung sollte Zugang zu qualitativ anspruchsvoller Architektur und Designgestaltung erhalten, wobei an die Produktion eines Fertighaus-Modells aus Aluminium-Bauteilen gedacht war.
Prouvés utopisches Projekt, welches in Europa nie konkretisiert werden konnte, wurde schließlich für Afrika in Erwägung gezogen. Die Möglichkeit der Produktion einer großen Anzahl von Wohnhäusern in Frankreich für die Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent führte Prouvé schließlich zu der Entwicklung seines Projekts des „Maison Tropicale“. Von den anfänglich geplanten mehreren tausend Einheiten wurden schließlich nur drei Prototypen in den Werkstätten des Designers produziert.
1949 wurde das erste Tropenhaus per Luftfracht nach Niger transportiert und in der Hauptstadt Niamey aufgestellt. 1951 wurden zwei weitere Häuser in den Kongo geliefert und in Brazzaville errichtet. Als man in den Neunzigerjahren Jean Prouvés Werk (wieder-)entdeckte, weckten auch seine Wohnhäuser Interesse, was zu ihrer Integrierung in den Prozess der Fetischisierung zusammen mit allen anderen Objekten des Konstrukteurs durch den Design-Markt führte.
Die drei Tropenhäuser wurden demontiert und nach Frankreich gebracht, wo sie restauriert und anschließend – dort, wie auch in den Vereinigten Staaten – in neuen Kontexten präsentiert und kommerzialisiert wurden. (Abb. 1)
… zur Klaustrophobie Ferreiras
Bei dieser bekannten…