Uta M. Reindl
Maison de Plaisance
»Rosemarie Trockel / Paloma Varga Weisz«
Museum Morsbroich, Leverkusen, 17.6. – 30.9.2012
Ein Lustschlösschen haben die beiden Künstlerinnen in Leverkusen eingerichtet – der ursprünglichen Funktion des Gebäudes Schloss Morsbroich gemäß. Im opulent restaurierten, Rokoko-Wasserschloss in der näheren Umgebung von Köln, dem seit 1951 überhaupt ersten und lange konkurrenzlosen Museum für Gegenwartskunst im Deutschland der Nachkriegszeit, lässt sich der Rundgang durch die Maison de Plaisance von Rosemarie Trockel (* 1952) und Paloma Varga Weisz (*1966) als ein hintersinniges Lustwandeln erfahren. Eingestimmt durch die kapriziös aufsprühenden Fontänen von Jeppe Hein im Schlosshof betritt sodann der Besucher das prunkvolle Gebäude und bereits im Entree mag ihm schwanen, dass ihm nicht nur pure Lust beschert sein wird. Aus einem riesigen Weinfass aus Eiche ragen gleich im ersten Saal Fragmente eines Kindes, bleiche Kinderbeine aus Gips, ganz im Stile eines Robert Gober – von Vargas Weisz ironischerweise OT (Kleines Fass) genannt. Unmittelbar in der Nähe hängt ein Keramikrelief an der Wand, das an ein in fast gleichmäßigen Abständen eingeschnittenes, riesiges und blutiges Rindersteak denken lässt. Shutter (Fensterladen) heißt diese Arbeit von Rosemarie Trockel aus dem Jahr 2006. Weder eine zeitliche Chronologie der Werke beider Künstlerinnen noch eine thematische diktiert einen Parcours. Angemessener scheint es, der Besucher lässt sich von der launigen Assoziationsfülle durch die Räume driften und erfährt, dass diese Doppelschau nicht dem Druck zum Kontrapunktischen untersteht, dass so „die Maison de Plaisance vielbezüglich schön und gefährlich hierarchielos“ werde, wie es die Kuratorin Stefanie Kreuzer im Katalog zur…