Annelie Pohlen
Maik + Dirk Löbbert
»Schicht«
Kunstverein Ruhr, Essen, 4.12.2005 – 29.1.2006
Gegeben ist ein Ort, diesmal ein weißer Ausstellungsraum, der klassische ,white cube’. Gegeben ist eine Einladung, vor Ort zu agieren. Entstanden ist ein nahezu vollständig schwarzer Raum. Maik und Dirk Löbberts Vorgehen in “Schicht” folgt wie alle seit 1985 realisierten Gemeinschaftsarbeiten einer ebenso einfachen wie konzentrierten Strategie. “Schicht” ist die Umwandlung des ,white cube’ in die ,black box’. Das eine steht traditionell für eine radikale Position der Avantgarde in der Kunst, das andere ursprünglich für den schwarzen Kasten des Zauberkünstlers. Das eine hat immer noch einen Hauch von intellektueller Rigidität, das andere den von einer Wunderkammer oder doch von einem Illusionsraum.
Dazwischen ist “Schicht”, radikal, das was es ist – und doch ein Raum, in dem gegebene Wirklichkeit, verlorene Identitäten, emotionale Befindlichkeit und vorbehaltlose Reflexion die Besucher in irritierende Wahrnehmungsschleifen katapultieren.
,In situ’ zählt nach wie vor zu den Schlagwörtern des Kunstbetriebs. Das Werk von Maik und Dirk Löbbert vernetzt an allen Stationen ihres Auftritts die Reflexion der Kunst und ihrer Möglichkeiten mit der Aufführung ihrer Möglichkeiten am je präzise analysierten Ort gesellschaftlicher Gegebenheiten. Wir befinden uns im Kohlenpott, genauer im Kunstverein Ruhr. Dieser siedelt seit 1989 in einem Ladenlokal mit einem Wand füllenden Schaufester zum städtischen Geschäftsraum draußen. Wer sich auf dem Kopstadtplatz im Zentrum von Essen umschaut, wird feststellen, dass sich die für Künstlerauftritte vorzügliche Lage dem für das Revier typischen ,Leerstand’ verdankt. Dem Schauraum für alltägliche Konsumgüter ist die Funktion ebenso abhanden gekommen wie der Stadt die Kohle…