CHRISTIANE FRICKE
Magnus von Plessen
Malerei
K21 Kunstsammlung im Ständehaus, Düsseldorf, 14.12.2002 – 16.3.2003
Einmal habe er die Pinselstriche in einem Bild nachgezählt, sagt Magnus von Plessen. Man könne die Zeit, in der das Bild gemalt ist, rekonstruieren. Versuchen wir es, zählen die Pinselstriche eines kleinen, 2002 entstandenen Hochformats namens “Raumfigur”, das sich in der K21 Kunstsammlung im Ständehaus mit 19 weiteren Arbeiten der letzten vier Jahre zu einer überschaubaren Einzelausstellung gruppiert. Sie markiert den Anfang einer lockeren Reihe kleinerer Präsentationen, mit denen die K21 aktuelle künstlerische Positionen vorstellen oder einen vertiefenden Blick auf die in der Kollektion vertretenen Künstler ermöglichen will. Von Plessen, mit einer Gruppe kleinerer Selbstporträts in der Dauerleihgabe, Sammlung Heinz und Simone Ackermans vertreten, gehört dazu. Zusammen mit dem Österreicher Franz West bespielt er im ersten Stock einen eigenen Saal.
Auf circa 110, überwiegend gerade, parallele Strichlagen kommt der buchhalterisch veranlagte Betrachter bei seiner Untersuchung von “Raumfigur”. Wovon etwa die Hälfte auf eine nach links gewendete, weibliche Gestalt in dunkler, olivfarbener Bekleidung entfällt. Der Rest sind drei grüne, schräge Strichlagen am rechten Bildrand, eine kurze, schmale Diagonale, die in die rechte untere Ecke weist – ebenfalls grün – und schließlich viele horizontal übereinander liegende, immer farbloser werdende Pinselstriche auf der linken Bildhälfte, die einen nicht näher identifizierbaren Hintergrund über einer weiß grundierten Leinwand bezeichnen.
Das Gemälde wirkt hell durchscheinend wie eine gesandstrahlte Glasfläche, und es fehlt nicht viel, um sich vorstellen zu können, wie das funktioniert, wenn der Mitte Dreißigjährige beim Malen die Oberseite des Pinselstriches sieht und gleichzeitig die…