Amine Haase
Magiciens de la Terre
Centre Pompidou und Grande Halle de la Villette, 18.5.-14.8.1989
Die großen Kulturzentren Europas scheinen sich in diesem Sommer auf Gedanken- und Bilderaustausch verständigt zu haben. Während West-Berlin mit umwerfend schönen und kostbaren Zeugnissen aus den größten Museen der Welt Europa und den Orient verknüpft in ein immer wieder erneuertes Beziehungsnetz zeigt, entdeckt Paris die ursprünglichen Ausdrucksformen, die in Ländern der sogenannten Dritten Welt – unbeschadet von zivilsatorischen Ambitionen – als feste Bestandteile des Zusammenlebens einer Gesellschaft weiterleben. Die Berliner Ausstellung (siehe vorausgehende Besprechung) ist das Resultat langjähriger Forschung und millionenschwerer Versicherungs- und Leih-Investitionen; zu ihrem Verständnis ist die Kenntnis der Geschichte der Völker, ihrer Kulturen – der Philosophie, der Literatur, der Naturwissenschaften bis hin zu Musik und Bildender Kunst – nötig. Die Pariser Schau kam nach Reisen in alle Welt zustande, wobei die Reisenden offenbar vor allem nach dem “Unverbrauchten, Ursprünglichen und Ewig-Gültigen” suchten; sie übertrugen diese – wohl typisch intellektuelle Sehnsucht auch auf das, was sie in Europa und Nord-Amerika als präsentationswürdig aussuchten.
Die Berliner und die Pariser Ausstellung sind beides Versuche, der Annäherung und der Verständigung – wobei “der Fremde” allerdings nach wie vor “der Andere” ist, dem man jedoch – in Berlin und in Paris – näherkommt. In Berlin war der Weg ein geistiger, der optisch erläutert wurde, und der in seiner zeitlichen Ausdehnung (800 bis 1900) einerseits durch Distanz die Annäherung erleichtern konnte, andererseits aber durch Klischee-Vorstellungen die Verständigung erschweren (was weitestgehend vermieden wurde). In Paris folgte die Ausstellung rein sinnlichen Vorstellungen, aus…