Claudia Posca
Magdalena Jetelová
»Der neue Raum«
„Die Rundung der Erde führt uns zu uns selbst.“ (Paul Virilio)
Kunsthalle Recklinghausen, 6.5. – 22.7.2007
Dass ein klassisches Ausstellungsterrain buchstäblich nasse Füße bekommt? Das hat Seltenheitswert. 40.000 Liter Wasser in einem 10 cm tiefen Gummibassin im gesamten Erdgeschoss der zweistöckigen Kunsthalle Recklinghausen, darin sich laserprojizierte Wortfetzen aus John Cage „Vortrag über nichts“ spiegeln bzw. sich allmählich verflüchtigen – klar, dass das mindestens verstörend, wenn nicht gar packend ist. Noch dazu, wenn es beim Eintritt in den „neuen Raum“ der alten Kunsthalle, einst Schutzbunker für das Bahnhofsareal, so finster ist, als hätt` der Weltenschöpfer persönlich das Licht ausgeknipst.
Das ist gewollt. Im Rahmen der Ruhrfestspiele 2007 setzt die 1946 in Semily/Tschechoslowakei geborene Magdalena Jetelová, documenta 8-Teilnehmerin, Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf bis 2004, heute an der Münchener Akademie der Künste lehrend, mit ihrer jüngsten Raumintervention auf die Irritation der Sinne und des Ortes: Die kompromisslose Veränderung architektonischer Vorgaben nebst einer Diskussion von Gewohnheit und Erwartung zur Überschreitung und Verschiebung von Grenzen und Grenzerfahrungen hat sie im Visier. Was in Recklinghausen bedeutet, dass die deutsch-tschechische Konzeptkünstlerin die gegebenen Systemzusammenhänge des Kunst-Bunkers zwischen Historie und Aktualität aufbricht und ihr eine unter die Haut gehende Vernetzung von Gegenwart und Vergangenheit, von Kunst und Geschichte im Wechselbad von Licht und Dunkel gelingt. So, wie das auch bei ihren im ersten Stock gezeigten Leucht-Dia-Kästen der Fall ist, hier allerdings vergleichsweise klassisch: „Iceland“, „Atlantic Wall“ oder „Crossing King`s Cross“ heißen die Serien, in denen Laserstrahlen in die Natur bzw. in geschichtsträchtige Orte zeichnend-bezeichnend…