Max Glauner
MadeIn Company
»Physique of Conciousness«
Kunsthalle Bern, 9. 4. – 19. 6. 2011
„Erste Übung“ steht auf der Wand des großen Saals der Berner Kunsthalle geschrieben. Der Betrachter reibt sich die Augen und liest weiter: „Das Schlüsselwort der ersten Übung ist ‚Heiterkeit’. Als Vorbereitung auf die anderen Übungen besteht die erste Übung aus langsamen, meditativen Bewegungen, die Stress reduzieren und Harmonie mit dem Universum herstellen sollen.“ Das hat man irgendwo schon einmal gelesen, das mit den Bewegungen, die „Harmonie“ mit nichts geringerem, als dem „Universum“ herstellen sollen. Nur das Stichwort „Heiterkeit“ irritiert.
Daneben hängen in vier rechteckigen Clustern je ungefähr dreißig Fotos an den Wänden. Schlicht, minimalistisch, schick. Im Gegensatz zum Esoterischen der Übungsanweisungen signalisiert das Kunstanspruch und verhindert, dass man sich in einen Trainingsraum für Yoga oder Tai-Chi versetzt fühlt. Sie zeigen in zahllosen Variationen immer dasselbe Motiv: Vor einer blaugrauen Wolken-Himmel-Kitschkulisse führt ein kahlköpfiger Asiate in grünem Sweater und blauen Hosen Posen vor, wobei es sich offensichtlich um Video-Stils aus einem anspruchslosen Film handelt, dessen Ästhetik an billige Fernseh-Esoterik-Mittagsprogramme erinnert. Die Macher bewahren dennoch Kunsthallen-Decorum, obwohl auf dem Boden drei blaue Yogamatten ausliegen. Überbleibsel einer Gruppensession oder Einladung an den Besucher, unmittelbar Kontakt mit dem Universum aufzunehmen? Auch der noch so kritisch distanzierte Besucher lässt sich dabei erwischen, die eine oder andere Übung nachzuahmen. Der Betrachter wird zum Akteur.
Die Ausstellung zeigt nur die Arbeit „Physique of Conciousness“, verantwortet vom Künstlerkollektiv MadeIn Company aus Shanghai und ihrem Kurator, dem 2012 scheidenden Direktor der Kunsthalle Bern, Philippe Pirrote. „Physique of Consciousness“…