Hans-Dieter Fronz
Macht der Machtlosen
Kunsthalle Baden-Baden, 16.11.2013 – 9.2.2014
Baden-Baden ist eine reiche Stadt – und eine Stadt der Reichen, jeder Besuch der Fußgängerzone liefert dafür anschauliches Material. Elegant gekleidete Menschen, die in schicken Läden shoppen, man möchte wetten, dass unter den vornehmen Flanierern stets auch der eine oder andere schwerreiche Gast aus dem Reiche Putins zu finden ist. Seit den Tagen von Turgenew, der sieben Jahre in der Stadt an der Oos weilte, und Dostojewski, der bei seinen Aufenthalten viel Geld in die örtliche Spielbank trug, ist Baden-Baden der betuchten Russen liebstes Ziel in Deutschland.
Aber weiß man, dass der beschauliche Kurort mit dem Flair des Exklusiven nicht allein die Stadt mit den im Schnitt wohlhabendsten Einwohnern, sondern auch den meisten Hartz-IV-Beziehern in Baden-Württemberg ist? Man weiß es nicht, und als Johan Holten, der Direktor der Kunsthalle Baden-Baden von der erstaunlichen Statistik Kenntnis erlangte, dürfte er in der Absicht, sein Haus für alle Bürger der Stadt zu öffnen, nur noch bestärkt worden sein. Womöglich hat ihn die Information mit zur letzten Ausstellung angeregt, die die Kunsthalle umgekehrt auch in den urbanen Raum hineintreten und -wirken ließ.
So führte im Vorfeld der Schau die Berliner Urban-Gardening-Initiative Prinzessinnengarten an Schulen der Stadt Workshops durch und legte – nur ein Beispiel – mit Kindern und Jugendlichen mobile Gärten an. Erwachsene Bürger fermentierten regionales Gemüse, das, abgefüllt in großen Gläsern, im Kunsthallencafé die Regale füllte. Denn auch der Gastronomiebetrieb war Teil der Schau und dafür grundlegend umgestaltet worden. So hatten Schüler nach Selbstbaumodellen des italienischen Designers…