Christian Huther
M/M (Paris): Zugabe
Kunstverein Frankfurt/Main, 9.3. – 17.4.2005
Längst sind die starren Grenzen zwischen zweckfreier und angewandter Kunst gefallen. Berührungsängste gibt es nicht mehr. Ohnehin beeinflusst sich alles gegenseitig. Außerdem müssen die Künstler schon um des lieben Geldes willen Aufträge annehmen. Und zwischendurch brüten sie am eigenen Werk weiter. Ähnlich ergeht es auch den Designern Michael Amzalag und Mathias Augustyniak, die sich auf der Kunsthochschule in Paris kennen gelernt haben. Seit 1992 firmieren sie in Paris unter dem Namen M/M und waren zuerst nur für die Musikindustrie tätig; dann kamen die Kunst dazu, die Mode, die Innenarchitektur und schließlich die Ausstattung einer kompletten Oper. Inzwischen sind sie ein allseits begehrtes Designerduo. Sie arbeiten für Musiker wie Madonna oder Björk, für Modemacher wie Jil Sander oder Jeremy Scott und für Künstler wie Liam Gillick oder Philippe Parreno.
Eine nicht zu entwirrende Mischung aus Kunst und Design präsentierte kürzlich der Frankfurter Kunstverein unter seinem Direktor Nicolaus Schafhausen. Der aber mied eine klare Abgrenzung der Bereiche, obwohl es sich bei der Präsentation von M/M vorwiegend um alte Auftragsarbeiten handelte, die jetzt in ein neues Gesamtkonzept gefügt wurden. Nach einer kleineren Ausstellung in der Ursula-Blickle-Stiftung im November 2004 nutzten die beiden Designer ihre Chance zur ersten deutschen Retrospektive weidlich und verwandelten alle Räume des Frankfurter Kunstvereins über drei Etagen gründlich. Dabei zogen sich bestimmte Motive wie ein roter Faden durch die raumübergreifende Installation. So fand sich der mit einem barocken Rahmen ausgestattete Plakatständer, der einst für eine Ausstellung in einer Kirche diente, später als kleiner…