Jürgen Kisters
M.A.I.S.
Hochbunker Ehrenfeld, Köln, 5.– 27.5.2000
Von Rio de Janeiro, Danzig, Liverpool, St. Petersburg, Grenoble, Porto, Sacramento und verschiedenen deutschen Städten sind die 68 Künstler nach Köln angereist, die im Ehrenfeld die Künstlergruppe M.A.I.S. gegründet haben. “Malerei, Aktion, Installation, Skulptur” pulsierten dem Namen gemäß in der Mitte ihres ersten Ausstellungsprojektes, das die Wiederauferstehung der jungen Künstlergeneration in lebendiger Unübersichtlichkeit in Köln bedeuten könnte. Tatsächlich sind Großereignisse einer Künstlerszene, die sich bewusst von der sauber-geordneten Galeriepräsentation abheben will, in den vergangenen Jahren in der Domstadt immer seltener geworden.
Mit einer Kaskade verschiedener Performance- und Musikereignisse bereits zur Eröffnung wollten die beteiligten Künstler vier Wochen lang die gewöhnlich noch immer starre Grenzziehung zwischen den unterschiedlichen künstlerischen Sparten grundsätzlich aufheben. Veranstaltungen aus den Bereichen Mode und Angewandte Kunst, Literaturlesungen und Filmvorführungen begleiteten die Ausstellung ebenso wie Konzerte, philosophische Vorträge und regelmäßige Künstlerführungen für Schulklassen. Gegen die Verklemmtheit der Galeriekonzeption eine größere Offenheit zu setzen, nennen die Organisatoren Nina und Torsten Römer ihr künstlerisches Anliegen, das vor allem den Kommunikations- und Netzwerkgedanken in den Vordergrund rückt.
“Je mehr Künstler beteiligt sind, je lebendiger das Ereignis”, erläutern sie, und das erklärt, warum in den drei Geschossen des Bunkers beinahe jeder Fleck gestalterisch belegt war. Hier war es der kleine Raum mit Phosphor leuchtenden Schriftfragmenten (von Uli Westenberg), Assoziationen frei setzend über Gegenwart und Zukunft und eine durchgestrichene Vergangenheit. Dort war es das moderne Bildschirmgeflacker, in dem Andre Chi-Sing Yuen Großstadtszenen mit Techno-Sound und der Losung verband: “Bring deinem Gehirn das Fliegen bei.” Ein gutes Gespür für die…