Petra Unnützer
Lynda Benglis
Galerie Michael Janssen, Köln, 7.11.1997 – 20.1.1998
Zurück in die frühen 70er Jahre. Zurück zu schrill farbigen Schaumstoff- und Latex-Arbeiten aus einer Zeit, in der mit zahlreichen neuen ästhetischen Möglichkeiten experimentiert wurde. Man hatte sich von der Moderne verabschiedet, erprobte Alternativen, produzierte geradezu ein Überangebot an neuen Kunstrichtungen und war gleichzeitig verunsichert darüber, welche Richtung einzuschlagen sei. Damals wie heute fürchtete man, eine Auflösung der Gattungsgrenzen könne zu einer ziellosen Beliebigkeit bei der Kunstproduktion führen, die letztlich auf das Ende der Kunst hinwirke.
Die vier skulpturalen Arbeiten von Lynda Benglis, die in Köln bei Michael Janssen zu sehen waren, bezeugen, wie die New Yorker Künstlerin an der Auflösung der Grenzen zwischen Malerei und Plastik arbeitete. Für “untitled (VW)” von 1970 färbte sie Polyurethan mit Farbpigmenten strahlend Rot, Orange und Schwarz ein und schüttete den Kunststoff-Schaum in die Ecke eines Raumes. Die Eckarbeit erinnert an verschiedenfarbige Lavaströme – im Fließen erstarrt, übereinandergeschichtet und verschmolzen. Die “Lavaströme” sind pure Farbströme. Farben, die sich auf ungewohnte Weise materialisieren. Beim näheren Betrachten ist die Konsistenz des Schaumes erkennbar, signalisiert Leichtigkeit, Durchlässigkeit, Flexibilität. Berührt man die Arbeit, erkennt man, daß der Schaum eine steinharte feste Form angenommen hat. Im selben Verfahren entstand die sich frei im Raum entfaltende Schaumstoff-Arbeit “untitled (Polly’s Pie II)”. Auch hier wurde Farbe in weich erscheinende Form gebracht, die tatsächlich hart ist.
Benglis’ Latexarbeiten zeigen eine andere Art erstarrten Fließens. Farben laufen zusammen, bilden eine von Schlieren durchzogene Latexlache in Orange, Rot, Olivgrün und Blau. “Contraband” (Konterbande) heißt die zentral plazierte…