JOHANNES MEINHARDT
Lunapark.
Zeitgenössische Kunst aus Korea
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 10.11.2001 – 13.1.2002
Zeitgenössische koreanische Kunst ist immer noch weitgehend eine Kunst im westlichen Exil – auch wenn sich die Situation an den Kunstakademien und den Museen in Korea in den letzten Jahren zu verändern begonnen hat. Von den sieben Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung leben zwei in den USA (Jang Hey-Yeun, geboren 1968, und Suh Do-Ho, geboren 1962, der auch auf der diesjährigen Biennale in Venedig gezeigt wurde) und zwei weitere haben im Westen (in Deutschland und den USA) studiert (Hur Un-Kyung, geboren 1964, und Moon Hye-Jung, geboren 1954).
Korea war erst durch seine Kolonialgeschichte (Besetzung durch Japan 1905, Annektion 1910 bis 1945) und dann durch die darauffolgende lange Geschichte polizeistaatlicher Militärherrschaft von den kulturellen Entwicklungen der Moderne, der späten Moderne und der Postmoderne abgeschnitten geblieben. Die wenigen im Westen bekannten älteren koreanischen Künstler (wie Paik Nam-June und Lee U-Fan) hatten zuerst in Japan studiert und waren dann in den Westen gegangen. Erst seit den späten achtziger und in den neunziger Jahren, zusammen mit der politischen und einer gewissen gesellschaftlichen Liberalisierung, findet eine grundlegende Auseinandersetzung mit zeitgenössischer nordamerikanischer, europäischer und asiatischer (vor allem japanischer) Kunst statt. Eine sehr interessante neue Literatur, ein radikales neues Theater und ebenso eine neue filmische Ästhetik entstanden so in den letzten zwölf Jahren; vor allem der Filmregisseur Im Kwon-Taek wurde international bekannt. Die wichtigsten Themen dieser neuen Werke in Literatur, Theater und Film, aber auch mit einer gewissen Verzögerung in der Kunst, sind die Befragung und Erforschung…