Christian Huther
Luigi Ontani/Ralph Gibson
Kunstverein, Frankfurt/Main, 15.6. – 4.8.1996
Was er selbst macht, macht er bewußt dilettantisch. Denn Luigi Ontani ist Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent in einer Person. Das Ausführen seiner fotografischen “Tableaux vivants”, Keramiken und Masken indes überläßt er anderen. Ontani ist ein Konzept-Künstler, dem es zuerst auf die Phantasie ankommt. Die Verwirklichung seiner Ideen durch Studiofotografen und Kunsthandwerker kann dann gar nicht schnell genug gehen. Seine farbintensiven, glitzernden und blinkenden Masken, lebensgroßen Keramikfiguren und Fotos stammen aus Afrika, Bali, Indien und Italien. Nur seine in Märchen- oder Zauberwelten entführenden primitiven Aquarelle malt er selbst – aber eben so, daß der Kitsch aus allen Fugen quillt.
Daß der Kitsch nur zitierter Kitsch ist, macht der Gang durch die Retrospektive deutlich, die der Frankfurter Kunstverein dem Italiener, Jahrgang 1943, widmet. Fast parallel dazu sind in der Münchner Villa Stuck (3. Juli bis 6. Oktober) ähnliche, bunt bemalte und glasierte Keramikskulpturen sowie – abweichend von Frankfurt – andere inszenierte Stücke zu sehen, ergänzt in den historischen Stuck-Räumen von einer fotografischen Dokumentation der eigenwilligen Einrich- tung seines Hauses “Villino RomAmoR” bei Vergato im Appenin, wohin Ontani sich zuweilen von seinem Hauptwohnsitz Rom zurückzieht. Die Bilder von Wasserhähnen, Klospülung, Waschbecken, Fliesen, Bett, Schuhen, Sessel und Sofa mit Kissen bis hin zu Vorhängen und Tapeten lassen nichts an Phantasie und Farbenprächtigkeit zu wünschen übrig. So viel nur dazu; weitere Beschreibungen dieser märchenhaft anmutenden Welt würden den zur Verfügung stehenden Raum sprengen. Konzentrieren wir uns auf das, was Ontani seiner Mitwelt an leichter zugänglichen Orten zeigt!
In einem…