Julian Dibbell
Ludifiziert
1. Vor einigen Jahren besuchte ich den Bauarbeiter Troy Stolle auf seinem Arbeitsplatz in Indianapolis. Ich sah ihm zu, wie er Holzbretter in der unmenschlichen Hitze eines Sommertages zusammennagelte: Brett holen, Nägel einschlagen, Brett holen, Nägel einschlagen, immer dasselbe. Wir gingen dann zu ihm nach Hause und ich sah ihm zu, wie er seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nachging: Er spielte “Dark Age of Camelot”. Dieses Spiel war relativ neu und löste seine frühere Begeisterung für “Ultima Online” ab. Nachdem Stolle im Jahr davor gefeuert worden war, musste er seinen “Ultima Online”-Account verkaufen und mit diesem auch all die Dinge, die er in den Jahren des Spielens gebaut hatte. Er verkaufte diese Dinge bei eBay und hatte einen Reinerlös von 500 US$, aber er erinnert sich immer noch mit Freuden an die Erfolge, die er in dem Spiel erlebt hatte. Einer dieser Erfolge im Spiel war es, ein Schmiedemeister zu werden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, wie schwer und ermüdend es ist, dahin zu gelangen. Um es kurz zu machen, man muss sich dem endlosen Prozess einer simplen Routine unterwerfen: mit der Maus auf ein Objekt zeigen, klicken, mit der Maus auf ein Objekt zeigen, klicken. Immer wieder muss man die gleiche Handlung wiederholen, um die Geschicklichkeitszähler langsam in die Höhe zu treiben. Nur so nämlich kann man ein Schmiedemeister werden. Stolle erzählte mir, wie er dies jeden Tag über den Zeitraum eines Monats getan hat. Er kam von der Arbeit nach Hause, setzte sich an den Computer und…