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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 76 - 77
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Ludger Gerdes

»Auch Ludger Gerdes inszeniert … aus von und für Menschen produzierten Dingen modellhafte Entwürfe imaginärer Wirklichkeit. Seine fotografische Herangehensweise ist ebenso nüchtern wie die Räume, zu denen Gerdes seine Gegenstände arrangiert. Zigaretten, Bücher und Kaffeedosen treten hier außerhalb ihrer bekannten Funktion auf und werden zu architektonischen Ensembles. Dabei verlieren sie jedoch nie ihre eigentliche Bestimmung als Konsumobjekt, denn ihre Begriffe sind ihnen teilweise wie Slogans aufgeprägt und zu geläufig, um davon zu abstrahieren. Daraus entsteht der merkwürdige Doppelsinn der Bilder, der den Betrachter zwingt, permanent die Wahrnehmungsebenen zu wechseln; das Modell einer monumentalen Architektur zerfällt ständig in die Summe seiner trivialen Einzelteile. Mit einem einfachen Kunstgriff, indem er nämlich das Miniaturmodell eines tanzenden Pärchens inmitten seiner Schachtelbauten plaziert, legt Gerdes den menschlichen Maßstab seiner Entwürfe fest. Doch der Mensch ist nicht das Maß der Dinge; vielmehr wird er zum Opfer seines eigenen zwanghaften Denkens, dessen Formen sich verselbständigt haben (Sabine Schütz – s. Essay »Die Wirklichkeit des Möglichen«, unter »Materialien« in diesem Heft).

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