Martin Pesch
Lucy Gunning – Juan Cruz
Künstlerwerkstatt Lothringer Straße, München, 28.7. – 29.8.99
Ein Fischerdorf in Spanien. Diese Vorstellung lässt eine Reihe von Assoziationen anklingen, die in den sprachlichen Klischees mediterran, pittoresk, Siesta und gegrillte Sardinen ausgedrückt werden und als solche feste Bestandteile jeder einigermaßen normalen Wunschmaschine nördlich der Alpen sind. In Juan Cruz’ Diashow “Sancti Petri” (1998) wird das gleichnamige Fischerdorf in Spanien vorgestellt. Auf den Fotos sind allerdings keine sonnengegerbten Gesichter betagter Fischer und kein lebendiges Treiben auf dem dortigen Fischmarkt zu sehen. Man sieht dagegen menschenleere Gassen, ein leergefegtes Hafengelände, unschmucke Lagerhäuser und über allem hängt ein sichtlich trostloser Himmel. Sancti Petri wurde in den vierziger Jahre gegründet und diente als Hafen- und Wohnort nur dem Thunfischfang. Als die Fischgründe vor der Küste zur Neige gingen,wurde das Dorf verlassen; zurück blieben karge Häuser, Kirche, Schule – alles leer. Während die Dias projiziert werden, hört man die Stimme von Juan Cruz. In englischer Sprache gibt er eine auf die Fakten beschränkte Beschreibung des Ortes ab. Dabei spricht er so langsam, dass jedes Wort als einzelnes wahrgenommen wird, und der Sinnzusammenhang unter ihnen allmählich verschwindet – so wie der Sinn des Ortes, den man auf den Bildern sieht, längst verschwunden ist.
Die Verhältnisse zwischen dem, was man sieht, und dem, was man hört, zwischen der Stimme des Menschen und seiner Erscheinung stehen im Mittelpunkt dieser von Susanne Gaensheimer kuratierten Doppelausstellung von Lucy Gunning (*1964) und Juan Cruz (*1970). Beide leben in London, wobei Cruz gebürtiger Spanier ist. Diese nicht zuletzt sprachliche…