Wuppertal
Lucio Fontana
Erwartung
Von der Heydt-Museum 05.10.2024–12.01.2025
von Claudia Posca
So viel Fontana (1899–1968) war lange nicht seit der letzten großen Retrospektive in der Frankfurter Schirn 1996: acht thematisch angelegte Räume voller „buchi“ und „tagli“, was die berühmten Loch- und Schnittbilder des argentinisch-italienischen Bildhauers sind – , neben vielen „concetti spaziali“ im Raum und an der Wand, nicht zu vergessen seine manchmal ganz und gar informellen Keramiken mit ihrer dynamisierenden Raumwirkung -, und als Höhepunkt der rund 100 Werke starken Wuppertaler Schau sogar eine originalgetreue Reproduktion des Environments Ambiente spaziale con neon aus dem Jahr 1967 zum Eintauchen mit allen Sinnen in ein pinkfarbenes Volumen, – was will man mehr? Mit der ansprechend strukturierten, manchmal etwas dicht bestückten Ausstellung haben sich Museumschef Roland Mönig und Kuratorin Beate Eickhoff zusammen mit der für Nachlass und Werkverzeichnis zuständigen Fondazione Lucio Fontana in Mailand daran gemacht, die zwischen Figuration und Abstraktion aufgespannte Kunst des Raum-Magiers (1899 – 1968) auf ihre Modernität im Zeitalter von Bits & Bytes zu befragen:
Ob Fontana die Vorgeschichte der Virtualität erzählt? Nicht ohne Grund heißt die Ausstellung Erwartung, eine Anspielung auf optimistischen Fortschrittsglauben, latente Unsicherheit und philosophische Nachdenklichkeit. Tatsächlich ist der Parcours, zum Nachdenken anregend, zum Staunen schön – ein längst nicht ausgeforschter Gang durch Raum und Zeit. Was Wunder, dass das Ambiente spaziale con neon aus heutiger Sicht als ein frühes immersives Kunstwerk erscheint, entstanden im anbrechenden Raumfahrtzeitalter der 1960er Jahre, damals beileibe keine Feine-Leute-Kunst, selbst wenn Neonlicht, neben Funk, Fernsehen und Radar, die Wirtschaftswunderjahre beschleunigt hatte. Vermutlich aber war…