Heinz-Norbert Jocks
Luciano Palmieri
Galerie Eva Keppel, Düsseldorf 24.1. – Ende Februar
Kunst und Architektur schließen sich bekanntlich nicht aus. Der 34jährige Italiener Luciano Palmieri wechselte von der Architektur zur Kunst, wohnt in Mailand, also genau in der Stadt, in der das weltweit verbreitete Design von Alchimo und Memphis zu Hause ist. Er zählt zum sogenannten »Nuovo Futurismo«. Doch kann man ihn nur mit Skrupeln dem »neuen Futurismus«, der seit dem Sommer ’83 seinen Namen hat, zurechnen. Seine wiederholte Hommage an Marcel Duchamp kann nicht ausreichend sein, ihm dieses Etikett anzuheften. Besser erst einmal sehen, was die Kunstwerke aussagen, bevor man sie in ein beliebiges Schema preßt.
Rührte übrigens Palmieri früher in schrill-süßen Farben und verpaßte seinen Plastiken einen zuckersüßen Tortenanstrich, so schien er eine Art eßbare Kunst kreieren zu wollen. Bereits diese »arte mangiable« schien das ästhetisch-überästhetische Ergebnis eines verführerischen und charmanten Witzes zu sein. Das aggressivere Moment späterer Arbeiten verschwand unter der farbigen Decke. Wenn der Italiener heute seine Plastiken einfärbt, setzt er andere, leicht übersehbare Akzente, die man erst aufspürt, wenn man sich dem langsamen Fluß der Assoziationen hingibt. Sie kommen auf, sobald man sich loslöst vom Blendwerk der dekorativen Oberfläche. Nach außen wirken die an architektonischer Klarheit überreichen Plastiken wie zum Stillstand gekommene, erstarrte Formen, die abgeschnitten wurden und sich dadurch nicht allzusehr ausdehnen. Sie strecken sich nach allen Himmelsrichtungen aus wie neue Triebe einer Pflanze, die ihren Weg zum Licht suchen, dann aber gewaltsam an ihrem Wachstum gehindert werden. Glatte Kanten und zurechtgestutzte Formen bestimmen die fast architektonische…