Heinz Schütz
Luciano Fahro
Kunstverein, 31.5.-3.7.1988
In seinen unter dem Titel “Aufhänger” erschienenen Schriften reflektiert Luciano Fabro das Verhältnis von “topos” und “logos”: “Der Künstler ist kein Verbreiter der Sprache. Mit dem Bau eines Ortes (“topos”) bestimmt er die Sprache (“logos”), denn der ‘logos ‘ entsteht mit dem Bild. Das Bild hat die Logik zur Folge und die Logik den Dialog.” Damit insistiert Fabro auf dem Primat des Ortes. Den Ort im weitesten Sinne bringen denn auch die im Kunstverein installierten Arbeiten zur Geltung. Auf der einen Seite entfalten sie – gleichsam als Raumkatalysator – die Eigenart der vorgegebenen Architektur, auf der anderen Seite erzeugen sie – gleichsam als Raumtransformator – einen Raum, der bestimmt wird durch die Interaktion der Dinge. Den konstitutiven architektonischen Elementen – der Decke, der Wand, dem Boden und der Treppe – ordnet Fabro je eine Arbeit zu.
Die Deckenarbeit “Effimero” besteht aus zwei Reihen schmaler Eisenstäbe. Ihr Erscheinungsbild ist unprätentiös, einem Fundstück nicht unähnlich. An nur einem Punkt an der Decke aufgehängt biegen sich die Stäbe unter ihrem Eigengewicht, d. h. ihre Form ergibt sich als Resultat der wirkenden physikalischen Kraft. Fabro spricht von der “Form im aktiven Sinne” und: “So einfach es ist, eine Form zu beginnen, so schwierig ist es, sie zu vollenden; nur in der Natur geschieht dies auf natürliche Weise.” Aus der Biegung der Stäbe resultieren Berührungspunkte mit der Decke bzw. der Wand, die sie am Abgleiten hindern.
Den Ort von Bildern nehmen drei perforierte, ästhetisch spröde Eisenrahmen ein. In leichtem Winkel zur Wand geneigt…