Peter Winter
Lucebert
Stedelijk Museum Amsterdam, 24.1.-15.3.1987
Der Maler, Graphiker und Lyriker Lucebert, bürgerlicher Name: Lucebertus Jacobus Swaanenwijk, 1924 in Amsterdam geboren, heute im meeresnahen Bergen und im spanischen Jâvea lebend, war das vielseitigste und märchenhafteste Mitglied der COBRA-Gruppe.
Kein Kraftprotz wie sein Landsmann Karel Appel und kein wilder Gesell’ wie Asger Jorn, der vollbärtige Kopf der aufmüpfigen Mannschaft zwischen Copenhagen, Brüssel und Amsterdam in den fünfziger Jahren. Von Anfang an führte er die Existenz einer Doppelbegabung, mit den Wörtern ebenso gern spielend und experimentierend wie mit figürlichen Zeichen. Kein Wunder, daß Schriftbilder in seinem Werk einen markanten Platz einnehmen.
Im Stedelijk Museum konnte man sich nun ein instruktives Bild über die Entwicklung und die unterschiedlichen Facetten dieses flexiblen Künstlers machen.
Bereits zu Sandbergs Zeiten genoß Lucebert in Amsterdam frühe Anerkennung – mehrmals wurden ihm im Stedelijk Museum Einmann-Ausstellungen eingeräumt. Auf der documenta war er ebenfalls stets ein gern gesehener Gast.
Inmitten der unwirtlichen Jahreszeit sorgten die poetischen Figurationen an der Amstel für einen Chiffren-Frühling. Luceberts Kreationen, vor allem die Mitspieler im Bestiarium des Frühwerks, besitzen die Heiterkeit und Unschuld von Kinderzeichnungen. Diese Affinität zur unverstellten Kürzelsprache und zur fabulierenden Einfalt hatten auch die anderen COBRA-Maler. Bei Lucebert sorgte die dichterische Ader noch zusätzlich für eine besonders enge Freundschaft mit der Phantasiewelt der Kinder. Man hatte auch zu den Kritzelwesen Jean Dubuffets einen guten Draht, die auf diversen Leinwänden und Papieren ein anregendes Gastspiel gaben. Häufig ließ sich Lucebert von Zufallsflecken, von Klecksen, Spritzern, Abdrucken und Abklatschstrukturen zu figürlichen Ausschweifungen und Abschweifungen bewegen.
Bei der Taufe von…