Claudia Herstatt
Luc Tuymans: The Purge
»Bilder 1991–1998«
Bonnefanten Museum, Maastricht, 30.5. – 5.9.1999
Kunstmuseum Wolfsburg, 23.10. – 30.1.2000
“Cleansed” (Säuberung) hieß das letzte Theaterstück der jungen englischen Theaterautorin Sarah Kane, bevor sie ihrem Leben ein Ende setzte. Mit einem ähnlichen Begriff operiert Luc Tuymans in seiner Ausstellung “The Purge”, die nach dem Auftakt im Maastrichter Bonnefantenmuseum vom Kunstmuseum Wolfsburg übernommen wurde – beide Häuser hatten sich für die Schau zusammengetan, um ihre neuen Ankäufe des Belgiers in einem repräsentativen Umfeld von 50 Ge mäl den von 1991 bis 1998 zeigen zu können.
Der Begriff “Purge” steht ebenfalls für säubern, läutern, auch abführen. Wo auf der Bühne die nackte Gewalt tobte, scheinen die Bilder von Luc Tuymans in ihren pastelligen Farben, ihrer wie überbelichteten pudrig weißen Helligkeit, mit vagen Andeutungen eher zärtlich und freundlich vor dem Betrachter auf. Dabei dient dem Maler, wie er gerne betont, “die Gewalttätigkeit als einzige zugrundeliegende Struktur seiner Bilder” und “noch das Banalste kann sich in Horror verwandeln.”
Bei der documenta IX im Jahr 1992 war Luc Tuymans für ein internationales Publikum eine Entdeckung und seither reißen ihm private und öffentliche Sammlungen die langsam in ihm aufkeimenden und dann innerhalb eines Tages gemalten Ölbilder auf Leinwand kleiner und mittlerer, unterschiedlicher Formate aus den Händen. Wie bei dem 1986 entstandenen und auf der documenta gezeigten, inzwischen in der Sammlung des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt befindlichen Gemälde “our new quarters” erschließt sich die Quelle seiner Inspiration nicht auf der Oberfläche.
Ein mit schnellen Pinselstrichen hingeworfenes dreistöckiges Gebäude mit arkadenförmigen schwarz verschatteten…