Frank Frangenberg
Luc Tuymans
»The Purge«
Bonnefantenmuseum Maastricht, 30.5. – 5.9.1999
Den silbrigen Turm kehrt das Bonnefantenmuseum in Maastricht dem Ufer der Maas zu, vorne an der Avenue Ceramique, an der ein kleines Schild für “wonen en werken aan de Maas” wirbt – das Museum liegt noch im Erschließungsgebiet – setzt eine massiv rote Klinkerfassade geometrische Standards. Der erste Eindruck konstatiert: zu viel Architektur bei zu wenig Menschen. Ähnlich dem Gefühl, das Cary Grant gehabt haben muss, als er in “North by Northwest” an einer gottverlassenen Straßenkreuzung den Bus verließ: zu viel Natur und zu wenig Menschen.
Nach mehrmonatiger Verschiebung kann man die erste große Einzelausstellung in einem niederländischen Museum, ca. 50 Bilder der 90er Jahre, des 41-jährigen belgischen Malers Luc Tuymans sehen. Luc Tuymans zeigt: “The Purge” – die Säuberung. Eine Zeitung ersetzt den Ausstellungskatalog. Sie trägt in großen Lettern den Titel “The Purge”, starring (kleiner) “Luc Tuymans”, mit (ganz klein) “Bilder 1991-1998”. In diesen Jahren ist Luc Tuymans zu einer festen Größe im Kunstmarkt geworden. Er wurde es für mich, da sich in seinem Oeuvre Aspekte bündeln ließen, die weit über das ästhetische Phänomen hinausgingen. Der Künstler kommt aus dem belgischen Mortsel, er lebt und arbeitet in Antwerpen und hat in Zeno X eine Galerie, die von Antwerpen aus seine künstlerische Karriere lenkt, die Arbeiten behutsam bis sparsam im Kunstmarkt platziert und damit eine permanente Nachfrage nach Tuymans Bildern erzeugt. Luc Tuymans Präsenz erschien mit den Jahren desto wertvoller, je weniger er vorkam. Ein europäisches Phänomen: Gerade aus der vermeintlichen Enge…