Löwen und Leute
Die Überraschung war perfekt: Der Goldene Löwe für den besten nationalen Pavillon ging in diesem Jahr nicht an einen der altgedienten Anrainer in den Giardini, sondern an Angola – an ein afrikanisches Land, das sich zum ersten Mal überhaupt in Venedig präsentiert! Unter dem Titel „Luanda, Encyclopedic City“ zeigt Angola im Palazzo Cini zwischen Renaissance-Gemälden Fotografien von Edson Chagas. Besonders erwähnenswert fand die Jury zudem den japanischen Pavillon, in dem Koki Tanaka Gemeinschaftserfahrungen vorstellt, sowie den ersten jemals realisierten „Doppelpavillon“ der Biennale, den Litauen und Zypern in einer Sporthalle eingerichtet haben.
Goldene Löwen für ihr Lebenswerk erhielten die Österreicherin Maria Lassnig und die Italienerin Marisa Merz. Maria Lassnig habe mit ihrem Konzept der „body -awareness paintings“ die Malerei über ihre Selbstporträts in ein Instrument der Selbstanalyse verwandelt, so die Jury. Und Marisa Merz habe eine persönliche Sprache entwickelt, die über Malerei, Bildhauerei und Zeichnen zu archaischen Bildern führe.
Als bester Künstler der Internationalen Ausstellung wurde Tino Sehgal geehrt, der mit seiner rein mündlich vermittelten „Live-Art“ offenbar den Nerv der Zeit trifft. Vor den Bildtafeln von Rudolf Steiner und den Skulpturen von Walter Pichler lässt er Performer tranceartige, von einfachen Lauten begleitete Bewegungen aufführen.
Den Silbernen Löwen als beste Nachwuchskünstlerin der internationalen Ausstellung erhielt Camille Henrot für ihren herausragenden Film „Grosse Fatigue“, der in 13 Minuten die Erschaffung der Welt, ihre Eroberung und schließlich Bedrohung durch den Menschen nacherzählt. Eine besondere Erwähnung ging an Sharon Hayes für ihre Videoarbeit „Ricerche: three“, in der sie mit Freunden, Studenten, Künstlern, Arbeitslosen, Schriftstellern und anderen…