Johannes Meinhardt
Louise Lawler
»Hand on her back« and other Pictures
Monika Sprüth Galerie, Köln, 24.4. – 19.6.1999
Die Frage danach, welche Funktion die Museen noch erfüllen können, und die verwandte Frage danach, welche Funktionen sie unbedingt erfüllen müßten, scheinen an öffentlicher Virulenz in den letzten Jahren verloren zu haben, auch wenn diese Fragen unverändert ungeklärt sind; das mag unter anderem damit zusammenhängen, daß diese Fragen von der Institutional Critique in den achtziger Jahren sehr präzise gestellt worden waren, zusammen mit anderen Fragen nach den institutionellen Orten der Kunst, nach den ökonomischen, libidinösen und sozialen Kreisläufen und Distributionssystemen der Kunst und nach den Grenzen des Kunstwerks, daß sie jedoch in der ersten Hälfte der neunziger Jahre in einem allgemeinen und häufig unscharfen Diskurs über die institutionelle und die Kontext-Abhängigkeit der Kunst untergegangen waren. Das Wort `Kontext´ provoziert heute, und mit durchaus guten Gründen, eher Überdruß als ein genaues Hinsehen: daß ein Kunstwerk von seinem Kontext oder seiner institutionellen Verortung abhängt, daß von diesen determiniert wird, ob es überhaupt und wie es als Kunstwerk genommen wird, ist zu einem Gemeinplatz geworden – und dieser Satz ist wie die meisten Gemeinplätze nicht einmal falsch, sondern so generalisierend und entdifferenzierend, daß mit ihm nichts anzufangen ist, daß er keinen Gehalt mehr besitzt.
Das ist um so bedauerlicher, als die Photos von Louise Lawler nichts von ihrer überragenden Genauigkeit und ihrer Sensibilität für die konkreten historisch-gesellschaftlichen Bedingungen der Wahrnehmung und des Gebrauchs von Kunstwerken und der Interessen und der Lüste im Umgang mit Kunstwerken eingebüßt haben. Vor…