Basel
Louise Bourgeois × Jenny Holzer.
The Violence of Handwriting Across a Page
Kunstmuseum Basel 19.02.–15.05.2022
von Max Glauner
Eigenwillig und kompromisslos. Suchen wir nach Eigenschaften der beiden Künstlerinnen Louise Bourgeois, 2010 98-jährig verstorben, und Jenny Holzer, Jahrgang 1950, so sind sie in diesen zwei Begriffen wohl am treffendsten beschrieben. Oder aus anderer Perspektive gesagt: Ihre Arbeiten konfrontieren schonungslos und unverblümt. Wohl darum ist es beiden gelungen, was kaum einer Künstlerin, kaum einem Künstler je gelang, unverwechselbar zu sein. Holzer und Bourgeois gehörten bereits in den 1980er-Jahren zu den „ganz Großen“ im Mainstream des nach wie vor männerdominierten Kunstbetriebs. Denn sie gehen dorthin, wo es weh tut.
Nun treten sie gemeinsam im Basler Kunstmuseum an. Nach der Ausstellung der Zeichnungen der Schwarzen Künstlerin Kara Walker im vergangenen Jahr (Bd. 276) ist damit wieder von einem Coup des Direktors des Hauses Josef Helfenstein und seiner Kuratorin der Grafischen Sammlung Anita Haldemann zu berichten, die klug und mit strategischem Kalkül aus der Resteecke des Kunstbetriebs, Arbeiten auf Papier, eine grosse und grossartige Sache macht.
Freilich, Louise Bourgeois, erst im Alter anerkannt und geschätzt, ist zu einer sicheren Bank geworden, ihr Werk bekannt und in unzähligen Ausstellungen präsent. Und Jenny Holzer? Ihre Botschaften, projiziert, auf Leuchtbändern, in Installationen, im Museum, vor allem aber im öffentlichen Raum, gehören als Vorboten einer digitalisierten Medienkultur längst zu den Klassikern der Kunstgeschichte.
Ein solches Gipfeltreffen darf der Aufmerksamkeit sicher sein, und mehrt – Win-Win-Situation für Museum, Galeristen und Nachlassverwerter – Fama und Marktwert der Künstlerinnen. Doch was gewinnt das Publikum? Holzer und Bourgeois,…