MATTHIAS REICHELT
Louise Bourgeois – Intime Abstraktionen
Akademie der Künste, Berlin, 4.6. – 27.7.2003
“Ich beschreibe nicht! Ich bin viel geheimnisvoller als das und ich will viel mehr als das.” (Louise Bourgeois)
Die vielgeehrte und hochbetagte Louise Bourgeois ist zum ersten Mal mit einer großen monografischen Ausstellung in Berlin vertreten.
Trug man an anderen Orten (Hannover, Kestner-Gesellschaft, 1994; Hamburg, Deichtorhallen, 1996; Kunsthalle Bielefeld, 1999) dem internationalen Renommee dieser Grande Dame der Bildenden Kunst frühzeitig Rechnung, so ist die Bundeshauptstadt wieder mal sehr spät dran. Möglich wurde diese im Verhältnis zu der Ausstellung in den Deichtorhallen kleinere Ausstellung nur dank des Hauptstadtkulturfonds, der Anfang des Jahres bereits die Valie Export-Monografie der NGBK am selben Ort ermöglichte, sowie durch die Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz.
Konzipiert und organisiert wurde die ca. 20 Skulpturen, über 90 Zeichnungen und eine Klanginstallation umfassende Monografie von einem freien Kuratorenteam um Beatrice E. Stammer und Kathrin Becker für die Akademie der Künste, Berlin.
Mit Namen und Werk Louise Bourgeois’ verbindet sich ein Subtext aus Zuschreibungen wie später Durchbruch, symbolischer Vatermord, Surrealismus, Feminismus, Sexualität, Psychoanalyse, Abstraktion und Figuration. Diese Zuschreibungen sind vor allem in den letzten dreißig Jahren entstanden und dienten dazu, das vielgestaltige Werk, das sich einer genauen Klassifizierung entzieht, zu fixieren und es für die Kunstgeschichtsschreibung dingfest zu machen. Es sind Eckpfeiler aus Biografie und Geistesgeschichte, die dem multimedialen Werk (Installation/Bildhauerei/Malerei/Zeichnung/Text) einen Rahmen geben sollen.
Der die Akademie-Ausstellung begleitende Katalog mit seinen sehr lesenswerten Aufsätzen versucht die Arbeiten von Bourgeois aus diesem allzu engen Korsett zu befreien und das Augenmerk auf die Vielschichtigkeit…