Christian Huther
Louise Bourgeois
»Die erste europäische Retrospektive«
Städt. Galerie im Lenbachhaus München, 14.2.-25.3.1990
Kunstverein Frankfurt, 12.12.1989-28.1.1990
Städt. Galerie im Lenbachhaus München, 14.2.-25.3.1990
Sie ist eine Einzelgängerin, die sich nicht so leicht einem Stil zuordnen läßt: Louise Bourgeois, ganze 78 Jahre alt, zählt erst zu den bekannteren Vertretern der Avantgarde, seitdem das New Yorker Museum of Modern Art ihr 1982 eine große Retrospektive ausrichtete. Nun bietet eine im Frankfurter Kunstverein startende Europatournee einen 50 Jahre umfassenden und mit rund 100 Plastiken, einigen Gemälden und 50 Zeichnungen reich bestückten Überblick über das Schaffen der gebürtigen Französin, die es 1938 nach New York verschlagen hat. Die späte Hommage – die erste europäische Retrospektive überhaupt – wandert weiter nach München, London, Lyon, Barcelona, Luzern und Otterlo.
In Europa dauerte es noch länger als in Amerika, bis die Künstlerin “entdeckt” wurde; zuletzt nahm sie an großen Ausstellungen wie “Bilderstreit”, “Prospect 89”, “Die Magier der Erde” und “Wunderblock” teil und findet vor allem in der jungen Künstlergeneration Widerhall. Ihre Biographie erschöpft sich in zwei Zeilen, der Geburt und der Übersiedlung nach New York, wo sie den Kunsthistoriker Robert Goldwater heiratete; im Jahr ihrer Auswanderung hatte sie Fernand Léger als Lehrer. Bourgeois begann mit der Malerei, bis sie Ende der vierziger Jahre feststellte, daß “das Maß an der Wirklichkeit” in der Skulptur höher ist als in der Malerei.
Leider hat Kunstvereins-Direktor Peter Weiermair den Großteil der verstreuten, meist surrealen, gequält scheinenden Zeichnungen aus der chronologisch bestückten Schau herausgenommen, so daß sich zu den frühen Jahren nur wenig sagen läßt. Bourgeois’ Bilder erzählen den…