Michael Stoeber
Lost Places
»Orte der Photografie«
Hamburger Kunsthalle, 8.6 – 23.9.2012
Das ist eine fabelhafte Ausstellung! Sie zeigt keine abstrakten fotografischen Ausflüge in Raum und Zeit, sondern ihre Bilder thematisieren definierte Orte mit einer spezifischen Biografie und Geschichte. Verloren („Lost“) sind sie in mehrfachem Sinn. Zum einen, weil sie bereits von uns vergessen wurden oder drohen, aus unserem Gedächtnis zu entschwinden. Das hängt zum Teil mit unserer Biografie zusammen, aber auch mit der sozialen Realität, in der wir leben. Zum anderen verdrängen wir die Wirklichkeit bestimmter Orte aktiv, weil wir uns für sie schämen. Wir sehen in ihnen Zeugnisse zivilisatorischer Niederlagen, die uns nicht vereinbar erscheinen mit unseren Vorstellungen von einem menschenwürdigen Leben. Das Vorhandensein wieder anderer Orte erscheint uns so unabänderlich, dass wir uns in fatalistischer Weise an sie gewöhnt haben, selbst wenn wir nichts mit ihnen zu tun haben mögen. In dieser Perspektive verschwinden sie ebenfalls aus unserem Horizont. Sie werden unsichtbar, obwohl sie uns immer noch vor Augen stehen. Die Bilder dieser Ausstellung rücken all diese Orte in unseren Blick und unser Bewusstsein. So plausibel Thema und Titel der Schau sind, so kohärent ist die Künstler- und Werkauswahl. Vorgenommen wurden sie von Petra Roettig, der kompetenten Fotokuratorin der Hamburger Kunsthalle. Sie konnte dabei für ihre Ausstellung auf die Sammlung des Hauses zurückgreifen und ergänzte sie durch verschiedene Leihgaben. Wir sehen Fotografien, Videowerke und eine Installation, die sie zu einem stimmigen und überzeugenden Ausstellungsparcours zusammengefügt hat, der den einzelnen Werken Raum zur Entfaltung lässt und sie zugleich miteinander in…