Jens Rönnau
Lost in Transformation
»Russische Videokunst«
Stadtgalerie Kiel, 15.9.2012 – 11.11.2012
Im Voyer der Kieler Stadtgalerie, zwischen Café, Bücherei und Veranstaltungsraum, quälen sich Jungen und Mädchen: Mühevoll schaffen sie ihren Klimmzug an einer Eisenstange – ein Video hoch über den Köpfen der Passanten hier. Er sei sehr glücklich mit diesem Präsentationsort, erklärt Dmitry Bulnygin. Der 1965 in Novosibirsk geborene Künstler lebt in Moskau und hat sich der Videokunst verschrieben – eine Gattung, die sich dort erst nach der Öffnung zum Westen etablieren konnte, da elektronische Geräte in Zeiten des staatlichen Kommunismus kaum zu haben waren. Heute ist die Videokunst in ganz Russland vertreten.
Doch gerade der Wechsel zur freien Marktwirtschaft hat in der russischen Föderation „eine sehr große Zahl von Transformationsverlierern hervorgebracht“, erklärt Christoph Weiß, Galerist des „Kunstraum B“ in Kiel mit guten Verbindungen zur russischen Kunstszene. Angeregt durch einige Russlandreisen hat er diese Ausstellung kuratiert, mit Unterstützung von Karina Karaeva und Evgeny Umansky. Karaeva ist Leiterin der Videoabteilung des National Centre for Contemporary Arts Moskau, Umansky künstlerischer Leiter des National Centre for Contemporary Arts in Kaliningrad. Die internationale Zusammenarbeit bei diesem Projekt hat auch kulturpolitische Dimensionen: Zwischen Kaliningrad und der Landeshauptstadt Kiel besteht seit 1992 ein Städtepartnerschafts-Abkommen.
Sieben Künstler und vier Künstlergruppen zeigen nun in der Kieler Stadtgalerie neueste Tendenzen in der russischen Videokunst. Dazu gehören auch spannende räumliche Installationen. Dabei hat der Hinweis von Christoph Weiß auf das Problem der „Transformationsverlierer“ zentralen Funktion. Die russische Kunst hat sich dieses Themas angenommen – in dieser Schau wurde es zum Schwerpunkt…