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Titel: Politik, Ethik, Kunst - IV. Engagement · von Larissa Kikol · S. 160 - 173
Titel: Politik, Ethik, Kunst - IV. Engagement , 2018

Loslassen

„Kulturwerkzeuge“1 statt Kunstwerke
von Larissa Kikol

Im klassischen Sinne versteht man unter politischer Kunst Werke wie Bilder, Skulpturen, Installationen oder Videos, die im White Cube, auf der Documenta oder auf öffentlichen Plätzen ausgestellt werden. Doch wie begreift man die vielen weiteren, politisch motivierten Aktionen, Projekte und Engagements, die aus Künstlerhand stammen oder die künstlerisch ästhetische Aspekte aufweisen? Sind die Handlungen des Zentrums für politische Schönheit als Kunstaktivismus oder als reine politische Meinungsmache zu deuten? Ist Christophs Schlingensiefs Operndorf ein Kunstwerk oder ein Hilfsprojekt? Gehören Kunsttherapien, wie beispielsweise von der japanischen Stiftung Today is the Day angeboten und von dem Künstler Noritoshi Hirakawa ins Leben gerufen, zur Kunstwelt dazu? Solche Fragen stellen sich immer wieder. Doch statt einer Einteilung in Kunst oder Nicht-Kunst, sollte man den Terminus ändern: Die Kategorie der „Kulturwerkzeuge“ umfasst nicht nur all diese Projekte, sie eröffnet auch einen neuen konstruktiven Diskussionsraum über reale Folgen, Wirkungen, Nutzen und Fehler, fernab der abstrakten Werkbegriffsdebatten.

Kulturwerkzeuge richten sich nicht an ein Kunstpublikum. Ihr Handlungsraum spielt sich nicht in der Kunstwelt ab.

Der Blick richtet sich hier auf künstlerische Projekte, die einen aufklärerischen, sozialen (oder auch ökologischen) Nützlichkeitsfaktor primär verfolgen. Solche praktischen Nützlichkeitsfaktoren können sich beispielsweise auf dem Gebiet der Lebens- und Sozialhilfe, aber auch durch Performances und Aktivismus an der Aufgabe der gesellschaftlichen Mobilmachung orientieren. Gemeinsam ist ihnen: Sie richten sich nicht an ein Kunstpublikum. Ihr Handlungsraum spielt sich nicht in der Kunstwelt ab. Der praktische Erfolg, das heißt,…


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