Markus Brüderlin
Lokalismus-Globalismus
Fragen zu »Kunst, Markt und Methoden«
Anlässlich einer Präsentation New Yorker Kunst in Wien
Es scheint außer Zweifel: Die Kunst oder – besser – der Kunstbetrieb hat Hochkonjunktur wie nie zuvor. Mit dem sich immer schneller drehenden Karussell der Kunstmessen und mit den fast monatlich neu eröffneten Museen ist er zu einer Wachstumsbranche erster Güte mit hohen Gewinnaussichten und attraktivem Unterhaltungswert geboomt. Doch parallel mit den Steigerungsraten wächst auch das Unbehagen und scheint mittlerweile – siehe Paul Maenz – auch prominente “Opfer” zu fordern. Gemeint ist die Ratlosigkeit gegenüber der angeheizten Betriebsamkeit, deren Eigendynamik und Unverbindlichkeiten nur die Ziellosigkeit von allem aufdecken. Gemeint ist auch das Unbehagen am Markt, dessen produktive Funktion, nämlich die Kommunikation und Verbreitung der Kunst in Gang zu setzen, ins Gegenteil umzuschlagen scheint: Geld ist nicht mehr jenes (Gleit-)Mittel, jene Energie, die Kunst auch in ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit befördert, sondern nimmt umgekehrt die Kunst in seine Dienste, indem es sie als Ware zum reinen Spekulationsobjekt oder zur Geldwaschanlage (H.Glaser) instrumentalisiert. Doch dieses Unbehagen allein am Markt festzumachen, wäre engstirnige Symptombeschreibung. Auch im Überbau west die Leere: Nach dem Ableben der großen Denkgebäude, – und das beklagen konservative wie progressive Denker – nach dem “Abschied vom Prinzipiellen” (Marquard) und dem “Ende der Konsequenz” (Enzensberger) fehlen die Kriterien, an denen sich kulturelles Bewußtsein oder – schlicht – auch die Urteilsfähigkeit, mit deren Hilfe sich das angeblich Neue vom Alten unterscheiden ließe, orientieren kann. Eine Anerkennungs- und Prestigekultur hat die Reflexionskultur ersetzt, konstatiert der französische Philosoph Lyotard.
Doch das…