PAOLO BIANCHI
Lois Renner und Modellierte Wirklichkeiten
Landesgalerie Linz, 28.2. – 6.4.2003
Modelle entstehen, um sie auf die Welt durchzupausen. Der Revolutionär entwirft das Modell des zu schaffenden Gemeinwesens. Der Architekt den Entwurf des Gebäudes. Der General den Plan seiner Kriegführung. Der Manager die Kurve des zu realisierenden Wachstums. Immer handelt es sich um auf die Welt projizierte Schemen und Identitätsschablonen, die es “umzusetzen” gilt. Das Modell wird der Wirklichkeit aufgezwungen und überstülpt. Modell und Ideal einerseits stehen der Realität und Kunst andererseits gegenüber. Die Kunst ist ein Modell, das kein Modell haben kann. Die Kunst gewinnt durch die Lebendigkeit der Reaktion des Künstlers auf eine Situation und nicht durch das Umsetzen eines Entwurfs in die Tat.
Die Linzer Gruppenausstellung “Modellierte Wirklichkeiten” erfasst den Zeitgeist und reagiert auf das künstlerische Thematisieren des “Modells” als einem Phänomen in der Gegenwartskunst, ähnlich wie dies die Hannover Schau “Archisculptures” (2001) bereits unternommen hat. Während es bei früheren Modellbegriffen stets um Entwürfe und Pläne für Realisierungen ging, zielt die Linzer Ausstellung auf “eigene modellhaft entwickelte Systeme”, die ihre Wirkung aus dem Verhältnis zur Realität suchen. Den in Linz vor allem über die Fotografie vermittelten Modellwirklichkeiten geht es um den von Stephan Berg beschriebenen Zustand eines transitorischen Da-Zwischens, um “das Niemandsland zwischen Innen und Außen, zwischen öffentlichem und privatem Raum, zwischen Modell und Realisation, zwischen Funktion und zweckfreier Autonomie, zwischen gesellschaftlicher Relevanz und individuellem Standpunkt und damit schlussendlich auch nach dem Ort zwischen Bild und Wirklichkeit”.
Christine Erhard (*1969, lebt in Düsseldorf) zeigt Aufnahmen von menschenleeren Lounges, Empfangshallen, Büro-…