JÜRGEN RAAP
Lois Renner
Kewenig Galerie, Köln, 26.9. – 8.11.2003
Die künstlerischen Wurzeln von Lois Renner liegen in der Malerei, seit er sich in Wien in der elterlichen Werkstatt mit diesem Metier zu beschäftigen begann. Später studierte er bei Gerhard Richter, doch Anfang der neunziger Jahre wandte er sich der Fotografie zu: Seit 1991 entstehen plastische Modelle von Atelier-Situationen als Vorlagen für seine Fotoarbeiten. Diese guckkastenartigen Modelle sind jeweils etwa 1 m hoch und haben eine Grundfläche von ca. 1,40 x 1,40 m.
Sie stehen wie rundansichtige Skulpturen in Renners realem Atelier, und bisweilen sind in den Fotografien die Realitätsebenen so verzerrt, dass der Betrachter nicht erkennen kann, ob eine Fensterwand, eine Treppe oder ein Gerüst zum Modell oder zum tatsächlichen Raum gehören.
In dieser Aufhebung räumlicher Eindeutigkeit verwischen auch die Grenzen zwischen den einzelnen Gattungen Malerei, Rauminstallation und Fotografie. Die ästhetischen Leistungen, die vor dem Einsatz der großen Plattenkamera erbracht werden, sind nämlich weitaus umfangreicher, als dies sonst bei der sogenannten “inszenierten Fotografie” gemeinhin üblich ist. Die Bestückung dieser maßstabsgetreu verkleinerten Modellräume erfolgt mit einer großen Freude am Detail: Farbtubendeckel stellen Eimer dar, ein Feuerzeugteil mimt einen roten Feuerlöscher an der Wand, eine Kugelschreiberfeder ist als Spiralbein für einen Bürostuhl verwendet worden.
Mit Akribie integriert Lois Renner Gefundenes und Gebasteltes gleichermaßen in diese Modellräume. Eine Nippesfigur aus der Souvenirbude füllt den Raum einer Empore als monumentale Faunskulptur aus. Die Darstellungen von einem Flipperautomaten, eines Schachspiels, von Leitern, Gerüsten, Treppen, Paletten, Staffeleien und Zeichenutensilien simulieren die Ateliersituation mit einem verblüffendem Realismus. Doch zugleich kippen diese…