Dieter Buchhart
Lois & Franziska Weinberger
Dachgarten Wiener Stadt- und Landesbibliothek
Dach des Tiefspeichers der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Rathaus, ab 18.10.2005
Im Jahre 1976 schrieben der französische Philosoph Gilles Deleuze und der Psychoanalytiker und Lacan Schüler Félix Guattari in ihrem Text “Rhizom”: “Wir sind des Baumes müde. Wir dürfen nicht mehr an die Bäume glauben, an große und kleine Wurzeln, wir haben genug darunter gelitten. Die ganze Baumkultur ist auf ihnen errichtet, von der Biologie bis hin zur Linguistik. Nur unterirdische Sprösslinge und Luftwurzeln, Wildwuchs und das Rhizom sind schön, politisch und verlieben sich.” Dabei setzten sie dem hierarchischen Kommunikationsmodell des Baumes das ebenfalls der Botanik entlehnte Modell des Rhizoms entgegen, das Zusammenhänge beschreibt, die sich nicht auf regelmäßige Strukturen und Hierarchien zurückführen lassen.
Der Begriff des Rhizoms bezeichnet eine Form von Wurzelgeflecht wie das Myzel von Pilzen, das im Gegensatz zu Baumwurzeln unbegrenzt weiter zu wachsen vermag, während ältere Teile allmählich absterben. Das Rhizom formt keine identischen “Verzweigungskopien” aus, sondern Verdichtungen aus Vielheiten. Dies bedingt, dass keine übergeordneten und in ihrer Bedeutung festgelegten Strukturen existieren. Rhizome sind somit nicht-hierarchisch ausgeformt und folgen in ihrem Wesen nicht der sonst üblichen und bis in die untersten Ebenen zurückverfolgbaren, traditionell verwendeten Baumhierarchie. Deleuze und Guattari formulieren analog zum biologischen Begriff: “Anders als zentrierte (auch polyzentrische) Systeme mit hierarchischer Kommunikation und feststehenden Beziehungen, ist das Rhizom ein azentrisches, nicht hierarchisches und asignifikantes System ohne General.”
In ihren Assoziationsketten aus Pflanzennamen oder von “Pflanzen abgeleiteten Begriffen” bis hin zu international weitgehend unbekannten Städtenamen wenden sich Lois &…