JOHANNES MEINHARDT
Lois & Franziska Weinberger
Kunstverein Hannover, 18.10. – 30.11.2003
Villa Merkel / Galerien der Stadt Esslingen, 14.12.2003 – 15.2.2004
Die Pflanzengesellschaften, die Lois Weinberger – der seit 1999 mit Franziska Weinberger zusammenarbeitet – entstehen lässt oder manchmal auch selbst zusammenstellt, besitzen durchweg einen vertrackten Charakter: sie unterlaufen jeden naiven oder ideologischen Begriff von Natur. Denn sein Hauptinteresse gilt den Pflanzen und Pflanzengesellschaften, die als eine Art Kulturfolger, aber ungeplant und `natürlich´ oder `wild´, auf Brachen wachsen, die der Mensch hinterlassen hat; also auf Böden, die durch industrielle Nutzung beschädigt, vergiftet oder versiegelt (zubetoniert, geteert, gepflastert) worden sind, die als Restflächen an Verkehrswegen jeder Art übrig blieben (Bahndämme, Verkehrsinseln, Straßenränder etc.), die als Plätze der Lagerung (von Erde, Baustoffen, Geräten, Abfall oder Müll) benutzt werden oder benutzt worden sind. An solchen Plätzen setzen sich Pflanzen durch, die meist als Unkräuter oder Ruderalpflanzen wahrgenommen werden; an solchen Plätzen meldet sich eine Natur, die in keiner Weise mehr als Gegenmodell zum Gesellschaftlichen oder Kulturellen verstanden werden kann, sondern die mit beeindruckender Zähigkeit beweist, dass sich das Wuchern des Lebens nicht unterdrücken lässt, ohne dass dieses Leben sich in einen Gegensatz zur Kultur oder zur Technik stellen würde, dass selbstverständlich auch `zivilisatorische´ Umwelten natürliche Umwelten sind, die an Pflanzen und Tiere eben nur spezifische Bedingungen stellen.
Wenn Robert Smithson sein Augenmerk besonders auf jene öden, `toten´ Orte richtete, die Nicht-Orte (`Non-Sites´), die dort entstehen, wo Industrie und Technik ihre nicht mehr benützten Überreste einfach stehen lassen, die Industriebrachen, aufgelassenen Minen, zerfallenden Hafenkais, die von Pflanzen…