Jürgen Raap
Loic Le Groumellec
»Neue Bilder«
Galerie Karsten Greve, Köln, 5.5. – 31.7.1995
Die Ausstellung umfaßt eine Serie mit schwarzen Hausmotiven auf hellem Grund aus dem Jahre 1991; die anderen Exponate, in denen immer wieder ein Kreuz auftaucht, stammen durchweg von 1995. Beiden Werkkomplexen ist eine spezifische farbtechnische Behandlung gemeinsam: Loic Le Groumellec verwendet verdünnte Acrylfarbe auf Papier, bei den Tafelbildern wird Lack mehrschichtig auf die Leinwand aufgetragen bzw. das Bild mit einem Lackfirnis überzogen. Das ergibt einen wächsernen, milchigen Effekt, und bisweilen wirkt diese Hochglanzpolitur so, als ob das Bild eine dünne Eisschicht mit leichten Kratzspuren als Überzug hätte.
Dieser Firnis dient dem aus der Bretagne stammenden und heute in Paris lebenden Le Groumellec (Jahrgang 1957) nicht nur als bloße transparente Schutzhaut wie in der klassischen Malerei, sondern er erlaubt eine Kommunikation zwischen dem Bild und der jeweiligen Lichtsituation bei seiner Präsentation im Raum, d.h. für die Reflexion des Lichteinfalls hat diese Lackstruktur einen Verstärkungseffekt. Die eben angesprochene Transparenz wird durch die gleichzeitige Versiegelung dominiert, Farbe verdichtet sich so zu einer Kompaktheit, und damit stehen die Bilder für die Idee einer in sich ruhenden Welt mit unveränderbaren Strukturen. Entrückung von der “realen”, der materiell faßbaren Wirklichkeit ist durch mentale Abschottung möglich, die Bilder strahlen inhaltlich-geistig nicht etwas nach außen ab, sondern ziehen den Betrachter in die Atmosphäre einer kontemplativen Stille hinein.
Des Prinzips der Sparsamkeit und Einfachheit bedient sich Le Groumellec bereits in der “Maison”-Reihe von 1991: Häuserdarstellungen sind in Umrißzeichnungen angelegt, die schwarz ausgemalt werden. Die markante Form des Baukörpers samt…