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Ausstellungen: Bonn · von Klaus Honnef · S. 48 - 52
Ausstellungen: Bonn , 1977

Klaus Honnef
Die Eröffnungsrede

Lob des privaten Sammlers!

Der private Sammler – Spekulant oder exotisches Tier?
Rede zur Eröffnung der Ausstellung ‘400 Jahre Zoo’ im Rheinischen Landesmuseum, Bonn.

Sehr verehrte gnädige Frau, Herr Kourist!
Seit jüngstem ist er wieder gefragt: der private Sammler. Gemeint ist in diesem Zusammenhang, um jedes Mißverständnis von vorneherein auszuschließen, natürlich der Sammler, der Kunst- und Kulturgegenstände sammelt.

Das Sammeln als generelle Tätigkeit ist ein altes menschliches Prinzip. Unsere Zivilisation beruht darauf. Die Sammlergesellschaften, stets im Verein mit den Jägergesellschaften genannt – was im übrigen ja nicht unbedingt, wenn man es auf die heutige Zeit bezieht, abwegig ist – wiesen den Weg zur seßhaften Gesellschaft, der wir immer noch angehören.

Das Sammeln jedoch, das ich meine, ist ein Sammeln, das nicht notwendigerweise dem Lebensunterhalt dient. Ganz im Gegenteil. Es ist Ausdruck einer Haltung, die dem Überfluß entspringt. Wobei die Grenzen – selbstverständlich – dessen, was unter Überfluß zu verstehen ist, sehr elastisch abgesteckt sind und von Fall zu Fall entschieden werden müssen. Aber wie auch immer: der Sammler von Kunst- und Kulturgegenständen ist einer, der Zeit und Fantasie und auch das finanzielle Vermögen hat, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, als die Materialien des täglichen Lebens zu versammeln.

Deswegen wohl ist der Sammler in den letzten Jahren in Verruf geraten. Das war – ohne Zweifel – zeitbedingt. Es hängt damit zusammen, daß Ende der sechziger Jahre eine Protestbewegung losbrach, nicht nur gegen alte, verharschte Strukturen auf dem gesellschaftlichen, politischen und – nicht zuletzt – kulturellen Sektor, sondern auch gegen alles, was…



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