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Titel: 54. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 266 - 267
Titel: 54. Biennale Venedig , 2011

Litauen

Darius Mikšys – Behind the White Curtain. Kommissar: Kestutis Kuizinas. Ort: Scuola S. Pasquale, Castello 2786

Auch wenn es nicht einfach ist, ihn zu finden: Ein Besuch des litauischen Pavillons in der Scuola San Pasquale lohnt sich. Der Auftritt ist recht unspektakulär: Ein weißer Vorhang teilt den hohen, querrechteckigen Raum in zwei Hälften. Im vorderen einsehbaren Bereich stehen ein paar Holzbänke, darauf liegen dicke Bücher. Es sind Kunstkataloge, in denen Werke von 170 Künstlern auf je einer Doppelseite vorgestellt werden. Alle abgebildeten Kunstwerke wurden zwischen 1992 und 2010 mit dem Staatspreis des Kulturministeriums der Republik Litauen ausgezeichnet.

Darius Miksys (geb. 1969) interpretiert die über die Jahre vergebenen Staatspreise als eine Art symbolische, von einem modernen Staat kuratierte „Ausstellung“. In seiner konzeptuellen Arbeit will er diese virtuelle Schau in den realen Kunstbetrieb hineinholen. Zwar hat er nicht alle Werke bekommen können, doch die nun als nationales Kunstarchiv hinter dem weißen Vorhang gelagerten Objekte bieten einen durchaus repräsentativen Überblick.

In Venedig darf der Besucher zum Kurator werden und sich aus dem staatlich anerkannten Kunst-Fundus seine Wunsch-Ausstellung zusammenstellen. Mancher möchte nur ein einzelnes Werk sehen, andere sind neugierig auf mehrere Arbeiten, wieder andere möchten eine komplette Ausstellung inszenieren. Das alles ist kein Problem, denn jederzeit stehen Helfer bereit. Man kann übrigens auch Termine vereinbaren und nach Absprache seine eigene Vernissage zelebrieren.

Mit seinem Projekt „Behind the White Curtain“ wirft Miksys die Frage nach nationaler kultureller Identität auf. Wie beeinflusst die staatliche „Kulturhoheit“ die Kunstproduktion? Welche Rolle spielen Preise und Stipendien? Welche Auswirkungen hat diese ständige Auswahl? In…

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