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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 196 - 196
Titel: Kunst und Geld , 2000

Lisa Brice: Sex Kitten

1992/1993 schuf die südafrikanische Künstlerin Lisa Brice ihre “Sex Kitten”-Serie, als Fortsetzung ihrer Studien “in der schäbigen Welt der Barmädchen und ihrer Kunden”. Laserkopien oder bedrucktes Papier wurden mit Plastik, Holz und Acryl kombiniert – so entstanden großformatige Arbeiten (170 x 200 cm), die in standardisierter Form immer dasselbe Motiv wiedergeben: “Die Form einer Frau in Strapsen und BH, die knapp unter der Augenlinie abgeschnitten war. Mir war aufgefallen, dass keiner der Männer in den thailändischen Sex-Bars mit den Mädchen Augenkontakt wagte, da das direkte Konfrontation bedeuten würde und die Mädchen so zu richtigen Menschen mit einer Persönlichkeit würden – was die gesamte Illusion des Sex-Objekts zerstört hätte.”1 Ein Teil der Serie handelt “von der finanziellen Seite der Sex-Industrie”, der Frauenkörper ist hier mit 100 Mark-Scheinen, Dollar-Noten und Euro-Schecks bedeckt. Die gängige Formulierung “Käufliche Liebe” ist per se eine Illusion, denn gekauft wird nicht emotionale Zuneigung oder tatsächliche Sympathie, sondern lediglich eine schauspielerische Dienstleistung, verbunden mit Konversation in den Animier-Bars, und mit rein “mechanischem” Sex in den Sauna-Clubs und Bordellen, bisweilen auch als Rollenspiel inszeniert. Ob die Prostitution sittengeschichtlich tatsächlich das “älteste Gewerbe der Welt” ist (und die Spionage das zweitälteste), ist nicht genau erwiesen. Zur prinzipiellen Ausbeutung des weiblichen Körpers kommt bei diesen Motiven noch eine andere Dimension hinzu: “… die Macht des Geldes, speziell ausländische Devisen in armen Ländern wie Thailand … und wieweit Menschen gehen, um an dieses Geld zu kommen.”2 Der “entpersönlichten” Situation entfremdeter, kommerzialisierter Sexualität entspricht die schablonenhafte Darstellung der Figuren, die…

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