Peter Funken
Liquid Matter
»Permanente Verflüssigung – ein Zukunftskonzept«
Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Berlin, 29.4. – 11.6.2006
Wenn es den Zufall gibt, so war es einer: am gleichen Tag, als im Kunstraum Kreuzberg die lange geplante Ausstellung “Liquid Matter” eröffnet wurde, stellte die Berliner Ex-Kultursenatorin Adrienne Goehler in den KunstWerken ihr neues Buch “Verflüssigungen” vor und – so bemerkte taz Kolumnist Helmut Höge – zeitgleich erschien in jener Tageszeitung ein Porträt von Zygmunt Baumann, dessen jüngstes Buch von Migranten, von “überflüssigen Menschen”, handelt.
Wenn Adrienne Goehler von der “flüssigen Moderne” spricht, der das Feste nur zu einer vorübergehenden “geronnen Bewegung” wird und die Autorin unter “Verflüssigung” Ansätze versteht, “die künstlerisches, wissenschaftliches und Bewegungswissen verbinden”, so liefert “Liquid Matter” sozusagen die Vorbilder zu solchem Denken. Referenzpunkte der Ausstellung finden sich in den 90er Jahren. Ihren Ausgangspunkt der bilden “Flüssige Angelegenheiten”: Alkohol und Destillation, Geldströme, Liquidität, Informationsflüsse, Zusammenfluss und Fließdynamik. Absicht von “Liquid Matter” war es, aus diesem Konglomerat ein Bild der künstlerischen Produktionsbedingungen in den 90er Jahren in Berlin zu schaffen. Ideengeber (spiritus rector) war der rumänische Künstler Dan Mihaltianu, der in Berlin, Bukarest und Bergen/Norwegen lebt. 1993 war Mihaltianu Stipendiat im Künstlerhaus Bethanien und lernte im Berlin der Nachwendezeit eine Szene kennen, die in den damals offen stehenden, manchmal ruinösen, meist kurzfristig nutzbaren Räumen eine Ästhetik des Chaos, des Aufbruchs und der Vergänglichkeit kreierten, denn im Ost-Berlin der frühen 90er Jahre, vor der Rückübereignung traf man auf immensen Leerstand und damit auf Freiraum, der natürlich ein Paradies für frei flottierende…