Lindinger/Schmid, statement-Reihe
“Aggression, Gewalt sind für mich zunächst formale Mittel, wie Farben, wie etwa das Gelb von van Gogh, das einen heute noch sticht”, erklärt Aktionskünstler Flatz, und Franz Erhard Walther bemerkt über den Lehrbetrieb an den Kunstakademien: “Die besten Kunststudenten … kann ich mir heute nur noch als ‘Autodidakten’ vorstellen”. Die von den Regensburger Kunstpublizisten Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid seit 1993 herausgegebene “statement”-Reihe ist zwar in Abgrenzung zu den gängigen farbigen Bildbänden bewußt “textlastig” angelegt, jedoch nicht in spröder Theoriefixiertheit, denn die meisten Autoren nahmen die Gelegenheit wahr, in den abgedruckten Aufsätzen, Interviews, Reden etc. immer wieder auch Provokantes zu formulieren.
Veit Loers (Museum Fridericianum Kassel) etwa skizziert ausgehend von aktueller Museumskritik das klassische Museum als “pseudosakrale Andachtsstätte” und attestiert ihm “historistische Gemütlichkeit”. Den Wandel der Kunst, der mithin auch eine Wandlung des Museumswesens nach sich zieht, beschreibt Loers, Walter Benjamin folgend, als Verlust einer alten Aura, die durch eine neue, künstlich geschaffene ersetzt werde – aufgrund eines veränderten Beziehungsgeflechts zwischen Original und Reproduktion bzw. Abbild. Wulf Herzogenrath verweist auf die Bemühungen der Bauhaus-Kunst um “immaterielle Wirkungen”, und von daher ist dann der Bogen verständlich, den er in weiteren Beiträgen zur heutigen Foto- und Videokunst schlägt.
Bislang erschienen in dieser “statement”-Reihe zehn Bände mit Texten von bekannten Künstlern und Kunstvermittlern, “die als Zündstoff für Insider und Einsteiger die Diskussion über aktuelle Kunst und ihre Vermittlung beleben können” (Schmid).
Um die Auseinandersetzung über “eine nach vorn gerichtete” Kunstvermittlung zu forcieren, ist die Reihe mitunter auf Kontroverses bzw. auf Konfrontation hin angelegt. Hans Platschek…