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Ausstellungen: Magdeburg · von Jens Asthoff · S. 244 - 245
Ausstellungen: Magdeburg ,

Magdeburg
Liliane Tomasko

Morpheus
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen 07.09.2021–06.01.2022

von Jens Asthoff

Malerei von Liliane Tomasko ist abstrakt, aber nicht ungegenständlich. Die Künstlerin entwickelt eine Bildsprache, die den flüchtigen Momenten zwischen Wachen, Schlaf und Traum nachspürt, die Schwellensituationen und Zwischenzustände der Wahrnehmung metaphorisch greifbar macht. So umkreist sie Phasen des Entgleitens, und mit kristalliner Klarheit scheinen die Bilder in eine diffuse Tiefe zu führen.

Diese Bildsprache hat gegenständliche Wurzeln, doch von Beginn an berührt sie auch Immaterielles. Gemälde der 2000er-Jahre etwa, atmosphärisch dichte Stillleben und Interieurs, sind erkennbar dingbezogen. Man sieht Kissen, Laken, Decken, blickt in Schränke mit geschichteter Kleidung oder gestapelten Stoffen. Tomasko, die Bildhauerei studierte, wechselt 1999 zur Malerei. In den frühen Bildern lässt sich ihr plastisches Interesse gut erkennen, Sujets erscheinen wie weiche Skulpturen aus textilem Material. In dieser Zeit malt sie immer wieder ein so alltägliches wie intimes Szenario: das leere, über Nacht zerwühlte Bett. Solche Gemälde entstehen nach Polaroids, bergen also ein privates Moment, zugleich stellt das Foto die Übersetzung vom Plastischen ins Bildhafte her. Malerisch wahren sie Distanz: Es sind leere Landschaften aus Schatten und Faltenwurf, stille Close-ups in bonnard’schem oder morandihaftem Kolorit, und die Bildausschnitte erproben mal mehr, mal weniger abstrakte Lesarten. Protagonisten fehlen, sind durch den unbewusst hinterlassenen Abdruck aber indirekt präsent. Tomasko interpretiert die Aspekte Abwesenheit und Spur im Faltenwurf malerisch als Lineatur – zentraler Ausgangspunkt für die zunehmend freien, farblich intensiveren Texturen nachfolgender Bilder.

Die lassen sich derzeit im Kunstmuseum Magdeburg entdecken. Dort hat man der Malerin eine Einzelschau gewidmet, die mit wichtigen Arbeiten…

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