Noemi Smolik
Lili Dujourie
Kunstverein, 8.12.89 – 11.2.90
Centre National d’Art Contemporain, 13.5. – 24.6.90
daadgalerie Berlin, Sept. – Okt. 90
Aufwendig drapierte Stoffe, schwere, wallende Stoffe in gedämpften roten, gelben, grünen und blauen Farben, das ist das erste, was dem Besucher der Bonner Ausstellung von Lili Dujourie ins Auge fällt. Die schweren Stoffe umschlingen, schmücken und dekorieren verschiedene Gegenstände, so zum Beispiel eine klassizistische Konsole, einen vergoldeten, aber leeren Bilderrahmen, einen Spiegel oder einen antiken Stuhl. Diese an den Wänden hängenden, um einen Stuhl drapierten oder aus dem Bilderrahmen quillenden Stoffe bilden zusammen mit den kostbaren Gegenständen ein feierliches Dekor von verführerischer Glanzwirkung. Samt, Brokat, Gold, Glanz, Marmor und Glas beherrschen die Szene. Luxus, Prunk und Protz, wohin man blickt, und dazu die pathetischen Titel der einzelnen Arbeiten: “La Tosca” und “Opus 8”, “Place devoted to the night”, “Jeux des dames”, “La Passion du noir”, “Pandora”, “Crepuscule” oder gar “Ibant oscuri sola sub nocte per umbra”.
Aber das Pathos klingt nicht nur in den Titeln mit, es verbirgt sich auch in den tiefen Falten der wallenden Stoffe und in den Schatten, die sie werfen. Es spiegelt sich auch in dem das Auge blendenden Glanz der Spiegel und des polierten Marmors. Das überall gegenwärtige Pathos hüllt sich in Luxus und Schönheit ein, doch was verbirgt sich hinter diesem Glanz? Der schwere, historisierende, vergoldete Bilderrahmen mit dem Titel “Opus 8” rahmt nichts ein, und auch der grüne und schwarze innerhalb des Rahmens raffiniert drapierte Samt kann die Leere nicht füllen. Der Stuhl aus edlem Holz, über…