JEAN-PIERRE BERTRAND
Licht wird zu Materie
EIN GESPRÄCH VON DORIS VON DRATHEN
Jean-Pierre Bertrand gehört noch zu den wenigen Künstlern, die im eigenen Land fest verwurzelt sind. Tatsächlich hat er Frankreich während seiner 30jährigen Künstlerkarriere wenig verlassen: Während er hier große Anerkennung genießt, ist er international kaum bekannt. Der französische Pavillon auf der Biennale 1999 wäre eine Gelegenheit gewesen, sein Werk zumindest mit einem repräsentativen Ausschnitt vorzustellen oder mit einem neuen Werkkomplex eine Summe zu ziehen. In größter Seelenruhe ließ Bertrand diese Chance vorbeigehen und arbeitete ganz raumbezogen, allerdings mit einer Hypothek: Er mußte den Pavillon teilen mit einem Künstler, mit dem er keine Affinität hat. Es ist an dieser Stelle kein interpretierendes Gespräch angestrebt, sondern lediglich die Beschreibung einer Vorgehensweise, die vielleicht genügt, um zu zeigen, auf welche Weise Bertrand einer Vorstellung von Da-Sein verhaftet ist und sich doch mit allem, was er tut, aus der Realität stiehlt. (cf. Gespräch mit Doris von Drathen, KUNSTFORUM Bd. 133)
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Doris von Drathen: Deine Auffassung des französischen Pavillons hat mich verwundert: Dein Werk kenne ich eher in einer heterogenen Ansammlung von Zeichnungen, Gouachen, Bildern, auch Skulpturen, die beinahe alle deinen subjektiven Regeln einer abstrusen Arithmetik oder den Gesetzen einer selbst erfundenen Alchemie gehorchen. Es ist ein fragiles Werk, das sich für mich innerhalb einer beinahe fluxushaften – auch wenn du den Begriff ablehnst – Logik ausbreitet, der man nicht immer leicht folgt. Hier nun steht man in einem Pavillon, der sich extrem nüchtern, weiß und leer zeigt – worin lag für dich die Herausforderung?
Jean-Pierre Bertrand:…