Licht und Raum
Elektrisches Licht in der Kunst des 20. Jahrhunderts
Beim Besuch der nächtlich illumierten Pariser Weltausstellung von 1900 geriet der französische Kritiker Gustave Babin ins Schwärmen: “Man beginnt zu ahnen, welche Rolle einmal das reine Licht spielen könnte, und sieht die Zeit kommen, da die Lichtfeuerwerke unserer Zeit so kindisch und primitiv erscheinen werden, daß sie nur noch die Papuaner ergötzen. Neue Horizonte tun sich auf, und ungeahnte Träume werden Wirklichkeit. Ein Zauberkünstler hat uns mit seinem Stab berührt.”
Rund zwanzig Jahre nach der Erfindung der Glühlampe von Thomas Alva Edison markiert die Weltausstellung mit ihren Lichtattraktionen auch den Anfang der Geschichte der Lichtkunst, die Michael Schwarz unter dem Titel “Licht und Raum” im Wienand Verlag herausgegeben hat. In den Beiträgen von Carsten Ahrens, Gerhard Auer, Dietmar Elger, Wolfgang Schivelbusch, Norbert M. Schmitz, Michael Schwarz und Hannah Weitemeier wird mit zahlreichen Beispielen ein Überblick über die Lichtkunst und ihre Bedeutung in der Avantgarde des 20. Jahrhundert gegeben.
Die historischen Zusammenhänge erörtert Wolfgang Schivelbusch in seinem Beitrag, der sich bereits 1992 in seinem Buch “Licht, Schein und Wahn” mit der elektrischen Beleuchtung auseinandergesetzt hat. Dabei verweist er auf die Bedeutung der Lichtreklame in den europäischen Metropolen, die durch die Erfindung der Neonröhre ihren Durchbruch erlebte. Schivelbusch spannt einen weiten Bogen vom Elektrizitätspalast der Weltausstellung in Paris über Philip Marlowes Los Angeles bis hin zu Albert Speers Lichtdom. Eine qualifizierte Analyse der Lichtregie und der Lichtsymbolik, wie sie beispielsweise Dieter Bartezko in seinem Buch “Illusion in Stein” vorgenommen hat, bleibt er dem Leser jedoch…