SASSA TRÜLZSCH
Liam Gillick
Mit dem inhaltlichen Neubeginn des Frankfurter Kunstvereins wurde unter den eingereichten Entwürfen für ein zeitgemäßes Logo, eine Waldkulisse ausgezeichnet. Da die seit 1829 existierende Institution durch das Logo ein Image erhalten soll, mit dem die Öffentlichkeit das Steinerne Haus am Römerberg und seine neu formulierten Inhalte identifiziert, ist die Frage berechtigt, wie das Rätsel zu lesen ist, das das Bild vom Wald mit dem Namen der bürgerlichen Bildungsstätte zusammenbringt. Eine gesicherte Antwort findet sich nicht. Die gegenüber dem Sinnbild offen bleibenden Fragen treiben jedoch die Diskussionen, wie sich der Kunstverein nach dem Willen seiner Leitung durch Nikolaus Schafhausen fortwährend definieren und analysieren soll, wie ein Motor weiter an.1
Das Logo als verdichteter Kern möglicher, in nächster Zukunft ermutigter Fragen ist Programm. Von Liam Gillick entworfen verpasst es dem Kunstverein in der Situation des postulierten Umbruchs einen neuen, diskursiven Look, dessen ästhetische und standortspezifische Funktionalität in die allgemeinen Strategien dieses Künstlers eingebettet ist. 1964 geboren gehört er zur jüngeren Generation britischer Künstler. Seine Arbeit steht zentral für eine in den 90er Jahren ansetzende, internationale Tendenz, Kunsttraditionen der 60er und 70er Jahre wiederzubeleben und neu zu formulieren, eine Eigenschaft, die er selbst mehr als Möglichkeit und Erkundung, denn als Absorption bewunderter Gedanken anbieten möchte. Seine Konstruktionen sind in den Raum übersetzte, auf eigenen Texten beruhende Konzepte, architektonisch, provisorisch, skulptural und bühnenhaft, unauratisch und minimalistisch, fragmentarisch, und von hintergründigem Humor.
Das Bild vom Wald wurde von Gillick im Duktus des “Illustrator” entworfen, einer Software, die seinem Zeichenstil wesensgleich ist. Im Gesamtzusammenhang seiner…