Heinz-Norbert Jocks
Li Gang
Galerie Meile, Luzern, 14.1. – 9.4.2011
Es ist ungewöhnlich, dass ein Künstler bereits in so jungen Jahren auf sowohl formaler als auch inhaltlicher Ebene gleich mehrere Wege einschlägt. Es ist, als suchte der 1986 in Dali geborene Li Gang nach ästhetischen Lösungen, die ihn vor allem selbst überraschen müssen und die er jeweils bis zu dem Punkt treibt, an dem am Ende alles so ist, wie es nach Möglichkeit sein soll. Und es wirkt so, als müsse er etwas ganz anderes anvisieren und sich ein jedes Mal neu orientieren, sobald die von ihm ins Auge gefasste Bildidee verwirklicht ist. Sie nur ja nicht bis zur Ausreizung inflationieren! Sich nur ja nicht wiederholen! Denn dann raubt man ihr die erhoffte Wirkung. Und die Kunst begibt sich auf einen Holzweg. So tönt die arg verkürzt ausgedrückte Devise. Dahinter stehen Erfahrungen und Gedanken, die sich Li Gang nach seiner Ankunft in Peking als Zwanzigjähriger machte. Hatte er noch als Schüler unter dem Einfluss einer Lehrerin vor allem Tiger, Löwen, Drachen, seine Eltern und auch ein Mädchen gezeichnet, das er liebte, so vor allem deshalb, weil er darüber zu sich selber fand. Alles in allem ein Austarieren eigener Möglichkeiten.
Als er schließlich die Aufnahmeprüfung an der Yunnan Dali Academy in Dali als Bester seines Jahrgangs bestand, wechselte er aus Langeweile zur Malerei mit aus Speiseöl selbstfabrizierten Farben. Die Darstellung eines Mädchens aus Tibet, das er nach einem Gemälde porträtiert hatte, gelang ihm so gut, dass ihm dafür jemand eine stattliche Geldsumme bot. Kaum…