Heinz-Norbert Jocks
Lewis Stein
Fotos von Lüstern, Joggern & Schornsteinen
Galerie Charchut & Werth, Düsseldorf, 6.3. – 2.4.1992
Wenn Lewis Stein auf Straßen oder in Parks von Manhattan fotografiert, erteilt er Passanten, Flaneuren oder Joggern keine Anweisungen. Seine Helden des Tages schauen auch nicht – wie bei Roland Fischer – mit einer Mischung aus Konzentration und Gelöstheit in die Kamera. Denn dort, wo es zum Alltag gehört, sich so natürlich wie möglich zu geben, ist Stein mit versteckter Kamera unterwegs. Er will nicht, daß die Objekte seiner Wahl, die ihm zufällig begegnen, ihn bei dem, was er tut, bemerken. Daß er oft, ohne die Bedingungen für Lichtbilder optimal auszugestalten, die Linse öffnet, damit er den rechten Augenblick nicht verpaßt, wo sich ihm ein Gegenüber stellt: Das zeigt, daß es ihm nicht nur an einer bildnerischen Idee, sondern auch an der Wiedergabe von Menschen gelegen ist.
Weder erscheinen seine Gelegenheitsmodelle vor der Kamera kokett, noch schmeichelt diese ihnen. Die Menschen erscheinen uns, wie sie sich im Moment ihrer Fixierung verhielten, also posenlos. Niemals konserviert Stein Paare; immer sind es Einzelne, die er in ihrem Für-sich-Sein aus ihrem Tageskontext reißt. Zwar erfahren wir, wen er auf frischer Tat, also in Bewegung, ertappt, nämlich Jogger oder Passanten; doch durch den Büstenauschnitt, für den er sich entscheidet, dekonkretisiert er die Situationen, in denen er seine Erblickten antraf. Statt zu bestimmen, was seine Objekte zu tun haben, beläßt der 1945 in New York Geborene es beim Reagieren auf das, was vor ihm auftaucht. Frontal laufen die Objekte auf…