STEFAN RÖMER
Lewis Baltz: Was wäre wenn
… die Geschichte am 9. Mai 1897 anders verlaufen und Adam Opel nicht in Rüsselsheim geboren worden wäre?
Kunstverein Rüsselsheim, 7.7. – 22.8.2001
Der amerikanische Fotograf Lewis Baltz erscheint mir innerhalb der Konzeptfotografie als einer der interessantesten Fotografen seit den 1970er Jahren. Seine frühen Fotoserien von dem “Neuen Industriegelände in der Nähe von Irvine, Kalifornien” (1974, das Buch wird gerade im Steidel Verlag neu aufgelegt), den Serien “Park City” (1981) und “Candle Stick Point” (1986) bis zu den Rauminstallationen der 90er Jahren wie “Ronde de Nuit” (1992) verbindet die Praxis von Baltz spezifische Reflexionen fototheoretischer Positionen, ortsspezifisch entwickelte Perspektiven und fototechnische Entwicklungen, die er auch durch eigene Texte kommentiert. In der legendären Ausstellung “New Topographics” (International Museum of Photography, Rochester 1976) wurden Baltz’ Fotografien neben den Arbeiten von Robert Adams, Bernd und Hilla Becher und anderen als eine neue spezifisch analytische Form einer Fotografie vorgestellt, die gesellschaftsbezogene Themen in einer bestimmten Landschaft oder an einem Ort kontextualisierte.
Während sich Robert Adams jedoch auf Landschaftsaufnahmen konzentriert, in denen auch Ansiedlungen vorkommen, und die Bechers sich auf die Architektur konzentrieren, um das fotografische Medium in seiner stereotypisierenden Funktion auf sich selbst zu reflektieren, suchen die Ortsanalysen von Baltz, ihren Blick tastend immer wieder neu auszurichten, zu entwerfen und letztlich einen jeweils ortsspezifischen Blick zu konstruieren.
Mit den wie bei den Bechers in Bildblöcken arrangierten kleinen Bildhaltern suggeriert Baltz in seinen früheren Serien eine fast filmische Wahrnehmung, die ihre Spannung zwischen landschaftlichen Überblicken bis zu Fokussierungen kleinster Details entwickelt. In…