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Magazin: Museen & Institutionen · von Claudia Wahjudi · S. 478 - 477
Magazin: Museen & Institutionen , 1997

Claudia Wahjudi
Letztes Gefecht

Das Räumungsurteil fürs Tacheles

Juristisch ist der Fall klar. Anfang Oktober hat das Berliner Landgericht entschieden, daß das Tacheles zu räumen sei. Bis Monatsende sollten der Verein und sein Café die Kaufhausruine, die 1990 besetzt worden war, verlassen, nur die Künstler mit den Untermietverträgen können bleiben. Der Grund für die Klage: Das Land Berlin hatte das Grundstück hinter der Friedrichstraße, auf dem das Tacheles steht, an den Bund und die neuen Länder übergeben. Für sie soll nun die Oberfinanzdirektion (OFD) das Gelände frei machen und verkaufen. Trotzdem ist der Streit noch nicht ganz ausgestanden. Immerhin sind knapp 9.000 Quadratmeter zu verteidigen, auf denen unter anderem ein Kino, 27 Ateliers und ein Theater Platz haben. Der Tacheles-Verein, der die Ruine unterhält, hat deshalb den Räumungstermin verstreichen lassen. Programm ist bis Juni gebucht, und im Internet werben markige Sprüche für Soli-Appelle an die Bundespolitik: “Kunst ist in dieser Gesellschaft der letzte Versuch, Mensch zu sein.”

In der ersten Novemberwoche kamen 300 Solidaritätsbriefe im Tacheles an. Viel ist das nicht für die Touristenattraktion, die lange als Modellfall für die Verständigung zwischen Off-Szene und Finanzwelt galt. Berlin hatte 1993 das Tacheles als Kulturstandort festgeschrieben. Die Fundus-Gruppe des Kölner Investors Anno August Jagdfeld, die im gleichen Jahr auf den Plan trat, ließ sich darauf ein. Dann wurde verhandelt. Ringsum, so war das Konzept, entstehen Wohn- und Geschäftshäuser, das Tacheles bleibt. Dieses Ziel, läßt der Investor jetzt melden, habe er noch immer. Sein letztes Angebot: Ein Vertrag mit dem Verein, über zehn Jahre für eine…


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